"Ziemlich verstörend": Jessica Chastain kritisiert Frauenbild in Cannes
"Ziemlich verstörend": Jessica Chastain kritisiert Frauenbild in Cannes
Nachdem sie erstmals in der Jury von Cannes saß, äußert sich Hollywood-Star Jessica Chastain kritisch: Verstört habe sie bei vielen Filmen das Frauenbild.teleschau - der mediendienst
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Andreas Rentz/Getty Images Jury-Mitglied Jessica Chastain, hier mit Pedro Almodovar (links) und Paolo Sorrentino, kritisierte auf der Pressekonferenz in Cannes das Frauenbild vieler Filme.
Die Filmfestspiele von Cannes geben sich gern alternativ und kritisch. Geht es nach Hollywood-Star Jessica Chastain
("Die Erfindung der Wahrheit", ab 6.7. im Kino), sind sie das jedoch in Sachen Geschlechterklischees keineswegs. Die 40-Jährige, die in diesem Jahr erstmals als Jury-Mitglied fungierte, resümierte ihre Erfahrung auf der Abschlusspressekonferenz mit harten Worten: "Es war das erste Mal, dass ich 20 Filme in zehn Tagen gesehen habe, und ich liebe Filme einfach. Aber was mir von dieser Erfahrung wirklich im Gedächtnis bleibt ist, wie die Welt Frauen sieht - basierend auf den weiblichen Rollen. Um ehrlich zu sein, war das ziemlich verstörend für mich", so Chastain nach ihrem Filmmarathon. Hauptpunkt ihrer Kritik: die passive Rolle, die Frauen im Film oft zugeschrieben wird. Sie könne nur darauf hoffen, sagte die
Schauspielerin weiter, dass mit einem steigenden Anteil an Regisseurinnen
in Cannes mehr ihr vertraute Frauencharaktere berücksichtigt würden: "Frauen, die proaktiv sind, ein Ziel haben und nicht nur auf die Männer um sie herum reagieren". "Ich glaube daran, dass man realistischere weibliche Rollen bekommt, wenn man weibliche Geschichtenerzähler hat", bemerkte Chastain auf dem traditionell männlich dominierten Festival. Zuvor hatte auch die deutsche
Filmemacherin und "Toni Erdmann"-Schöpferin Maren Ade gefordert, dass es bessere Chancen für Frauen im Filmgeschäft geben müsse. Mit Sofia Coppola
für "The Beguiled" gewann in diesem Jahr in Cannes eine Frau die Auszeichnung für die beste Regie - zum ersten Mal seit 51 Jahren. Coppola ist damit nach Yuliya Solntseva (1966) erst die zweite
Filmemacherin in der 70-jährigen Geschichte des berühmten Festivals, die den Regie-Preis erhielt.