Yvonne Catterfeld und die Trapp-Familie
Die fünf erfolgreichsten Filme aller Zeiten: „The Sound of Music“ gehört dazu. Der Musical-Film von 1965 machte die singende Trapp-Familie noch berühmter, als sie sowieso schon war. Die war 1938 aus Salzburg emigriert und hatte in den USA als singende Sippe Erfolg.
In den Fünfzigern waren die Trapps die Helden deutscher Heimatfilme, 1959 schrieben dann Rogers und Hammerstein über sie das Musical „The Sound of Music“, ein Riesenerfolg. Die Verfilmung von 1965 sahen eine Viertel Milliarde Menschen – allein im Kino!
In der Logik der Filmbranche heißt das natürlich: Da geht noch was. Lasst uns einen Film machen.
Deshalb drängen sich zwei Dutzend Journalisten und Fotografen auf einer Café-Terrasse in der Salzburger Altstadt. Dort wird eine Szene für „The Trapp Family“ gedreht, und auf der Terrasse erklären die Macher, wieso die Trapps nach fünfzig Jahren zurück auf die Leinwand sollen. „Ich glaube, dass man das schon noch mal erzählen kann“, sagt Herbert G. Kloiber, der Executive Producer. Und: „Der Film hat mit ,Sound of Music’ nichts zu tun. Kein Mensch würde ein Musical noch mal verfilmen, das wäre ja absurd.“
Die Trapps aus den Augen der ältesten Tochter
Es wäre auch gar nicht möglich: Die Rechte an „The Sound of Music“ liegen beim Hollywood-Studio 20th Century Fox. „Die rücken nichts raus aus ihrem Tresor“, sagt Produzent Rikolt von Gagern. Aber er hat entdeckt, dass die älteste Trapp-Tochter Agathe eine Autobiografie geschrieben hat, die kaum beachtet wurde. Kloiber und Gagern sicherten sich die Rechte – und erzählen die Trapp-Geschichte jetzt mit anderem Schwerpunkt und aus Agathes Perspektive.
Im Mittelpunkt von „The Sound of Music“ stand dagegen deren Stiefmutter Maria, damals gespielt von Julie Andrews, jetzt von Yvonne Catterfeld.
Der Mann hinter der Neuverfilmung, Herbert G. Kloiber, ist einer der mächtigsten Macher der deutschen Medienbranche, seiner Tele München Gruppe gehören Fernseh- und Radiosender, Produktions- und Verleihfirmen, die Lizenzen unzähliger Filme. Wenn er öffentlich bei Dreharbeiten auftritt, heißt das, dass das Projekt wichtig ist. Aber wer soll das denn ansehen, die x-te Geschichte der ollen Trapps? Eher ein älteres Publikum, sagt Kloiber, aber vielleicht ja auch ein paar Junge. Und auf welchen Kinomarkt man ziele? Die Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen: „Natürlich auf den angelsächsischen Raum.“ Dort sind die alpenländischen, Trachten tragenden Trapps nämlich ungleich bekannter als in Deutschland und Österreich, wo das Musical weniger gezogen hat. „Wenn ich in den USA sage, dass ich aus Salzburg komme, fängt jeder an, ,Edelweiss’ zu singen“, sagt Kloiber. So wird der Film auf Englisch gedreht, mit den britischen Schauspielern Matthew Macfadyen und Eliza Bennett.
Bayern ist mit 725 000 Euro dabei
Die schwärmen beim Pressetermin vom malerischen Alpenland und sind genau so begeistert, wie die amerikanischen Zuschauer bald im Kino sein sollen. Das Land Salzburg hat auch Geld zur Produktion beigesteuert, und Landeshauptmann Wilfried Haslauer betont, dass die Trapps seit 50 Jahren ein wichtiger Werbeträger für Salzburg seien. Ein großer gelber Bus lädt dort zur „Sound of Music“-City Tour, in der Buchhandlung liegen die Trapps gleich neben dem Mozart-Kalender.
Bei dem Filmbudget von sechs Millionen Euro sind die 100 000 Euro aus Salzburg allerdings kaum relevant, die 725 000 Euro der bayerischen Filmförderung schon ein bisschen mehr. Auch in Bayern wird gedreht, in der Gegend von Bad Reichenhall. Aber werden auch deutsche Kinogänger den Film sehen wollen? „Ich kann mir schon vorstellen, dass Leute das vor Weihnachten anschauen wollen“, sagt Rikolt von Gagern. Und wenn nicht? „So darf man nicht finanzieren. Wenn man vom Kinoerfolg in Deutschland abhängig ist, dann ist man nicht lange Produzent.“
Das Konzept, das auf den internationalen Markt zielt, geht offenbar auf: Der Mediengigant Lionsgate hat die Rechte gekauft. „Das ist der einzige deutsche Film, der an einen großen amerikanischen Kunden verkauft wurde in den letzten Jahren“, sagt Kloiber. „Und die bringen das in England, Kanada und Amerika groß raus.“
Der Lionsgate-Verleih-Chef Jim Packer ließ verlautbaren, wie froh man sei, eine „beliebte und global anerkannte Marke“ zu vertreiben: die Marke Trapp. Ist´s da nicht egal, dass die Geschichte wenig neu ist? „James Bond“, sagt Rikolt von Gagern, „gab’s doch auch schon mal.“
- Themen:
- James Bond