Worte durch Körpersprache verstehen
„Auf Augenhöhe“ hat zwei Stars und eine gute Geschichte. Der 9-jährige Michi (Luis Vorbach) scheint in Tom endlich seinen Vater gefunden zu haben. Allerdings ist dieser kaum größer als er selbst. „Auf Augenhöhe“ von Evi Goldbrunner und Joachim Dollhopf erzählt von Schwierigkeiten des Vater-Sohn-Gespanns und zeigt, wie wichtig Toleranz ist.
Wir haben mit Tom-Darsteller Jordan Prentice gesprochen – nicht nur über seine Erfahrungen am Set und stereotype Rollenangebote.
AZ: Herr Prentice, bietet man Ihnen viele Rollen an, die Ihnen zu dumm sind?
Das wird – Gott sei Dank – weniger. Inzwischen habe ich einen gewissen Ruf und bekomme gehaltvollere Rollen. Aber noch vor zehn Jahren kamen immer Weihnachtself-Angebote. Ich habe das damals gemacht, aber jetzt habe ich genug davon. Es ist langweilig, klischeehaft und keine Herausforderung.
Was war die Herausforderung an Tom?
Die Figur ist ganz anders als ich. Er lebt isoliert und ist unzufrieden mit seiner Größe. Diese Unterschiede haben es interessant gemacht. Und leider habe ich nicht sein cooles Apartment.
Was dachten Sie, als das Angebot aus Deutschland kam?
Ich war überrascht, dass man mich hier überhaupt kennt. Das hat mir geschmeichelt.
Wie war die Arbeit mit den Kinderdarstellern?
Mit Kindern ist es immer etwas besonderes, eben weil sie Kinder sind. Sie sind weniger ernst und haben eine ganz eigene Art von Energie. Luis Vorbach ist auch eine großartige Besetzung. Mit neun Jahren eine Hauptrolle zu spielen, ist schwierig. Ich wollte ihn so gut es geht unterstützen, ohne ihn dabei zu belehren. Außerhalb des Drehbuches muss ich nicht auch noch den Vater spielen.
Sie waren der Einzige am Set, der kein Deutsch konnte.
Das war eine einzigartige Erfahrung. Ich bin sehr froh, dass das funktioniert hat. Ab und zu kommt man sich schon verloren vor, aber man hat mir natürlich alles übersetzt. Am Set habe sehr viel über Körpersprache und Betonung gelernt. Was jemand gesagt hat, habe ich nicht verstanden, aber den Sinn dahinter schon – einfach an der Art, wie es gesagt wurde. Wenn ich aber öfter herkomme, lerne ich deutsch. Diesmal wurde meine Rolle einfach deutsch synchronisiert, wie man es bei jedem englischsprachigen Film macht.
Wie gefällt es Ihnen denn hier in München?
Ich war schon einmal hier und habe mich wieder sehr darauf Freude. München ist auf eine fast bizarre Weise sauber, ich habe keine Ahnung, wie man so etwas schafft. Der Stil der Stadt ist großartig, wenn man sich umschaut, entdeckt man so viele neue Details. Außerdem ist das Essen gut und die Frauen wunderschön und machen sich gut zurecht. Ich habe bisher keine Frau in Jogginghosen rumlaufen sehen. München ist eine Stadt mit einer eigenen Persönlichkeit.
Unterscheidet sich „Auf Augenhöhe“ sehr von den Kinderfilmen in Ihrer Heimat?
Ja, hier scheint dieses Genre eine viel größere Sache zu sein. Es sollten mehr Kinderfilme gemacht werden, die nicht kindisch sind. Natürlich sollen Kinder Kinder bleiben und Spaß haben. „Auf Augenhöhe“ ist ein gutes Beispiel dafür, dass Unterhaltung und Botschaft zusammen passen können.
Kino: Mathäser R: Evi Goldbrunner und Joachim Dollhopf (D, 99 Min.)
- Themen: