Wong Kar Wais Film "The Grandmaster" eröffnet die Berlinale
Berlin. Noch kein Schneefall. Die Sonnenbrille sitzt. Wong Kar Wai ist nicht nur eine Marke in Cineastenkreisen, er besteht selbst in seiner Rolle als Jurypräsident der diesjährigen Berlinale auf sein Markenzeichen - die verspiegelte Sonnenbrille.
Diese etwas aufgesetzte Coolness verbirgt vielleicht auch seine Nervosität. Denn der Meister poetischer Hongkong-Kunstfilme („In The Mood For Liebe“) eröffnet das größte Filmfestival Deutschlands auch mit seinem Martial-Arts-Epos „The Grandmaster“. Im Kampf um den Goldenen Bären darf der Film auf Grund der Befangenheit Kar Wais aber nicht eingreifen.
Über den bärigsten der 19 Wettbewerbsfilme entscheidet der Regisseur am 16. Februar gemeinsam mit einer hochkarätigen Jury, darunter die Oscarpreisträger Tim Robbins und Susanne Bier, sowie der deutsche Regisseur Andreas Dresen. Die zeigte sich bei der ersten Pressekonferenz gut gelaunt und betonte immer wieder „im Dienste der Filme hier zu sein“.
Sechs Jahre arbeitete Wong Kar Wai daran, das Leben von Ip Man, Lehrmeister von Bruce Lee und Gründer der Wing-Chun-Schule auf die Leinwand zu bringen. Vom Höllenritt der Produktion – Hauptdarsteller Tony Leung brach sich zweimal den Unterarm, gedreht wurde zum Teil bei Minus 30 Grad in der Mandschurei – ist dem gerade noch rechtzeitig fertig gewordenen Film nichts anzusehen.
Kar Wai badet in seinen nie langweilig werdenden ästhetischen Spielereien (flackerndes Funzellicht, verwischte Zeitlupen, getragene Musik), während im Kern seines von den 30er bis 50er Jahren in China und Hongkong spielenden Films eine unerfüllte Liebesgeschichte zweier „Grandmaster“ steht.
Gong Er (Zhang Ziyi) hat vor allem ein Problem: Sie ist eine Frau. In ihrem Herz wohnt aber eine stolze Kriegerin, die auf eine Rolle als devote Ehefrau in etwa viel Lust hat wie Wong Kar Wai auf simple Haudrauf-Action. Deswegen begehrt sie auf, will ihren Vater, einen Großmeister, der sich den japanischen Invasoren nie beugen wollte, rächen.
Ihre Wege kreuzen sich mit Ip Man, einem aufstrebenden, verheirateten Kung-Fu-Meister aus dem Süden. Ihr Duell in einem Lokal, das Ip Man für verloren erklärt, wenn auch nur ein Gegenstand zu Bruch geht, erinnert an einen schwerelosen Liebesakt, bei dem sich am Ende aber nur die Nasenspitzen der Kämpfer berühren.