"Womit haben wir das verdient?" - Vom Schlachten heiliger Kühe
Die Wienerin Wanda ist überzeugte Feministin, denkt links und hat Multikulti in der DNA. Und natürlich liebt sie ihre Patchworkfamilie. Der Ex hat eine Neue, die ein Kind von ihm erwartet und unbedingt katholisch heiraten möchte, die gemeinsame Tochter Nina lebt bei der Mutter. Die aus Vietnam adoptierte Klara ist easy im Umgang, und der jüngere Lebensgefährte entpuppt sich als relativ pflegeleicht.
Die erfolgreiche Oberärztin Wanda könnte rundum happy sein, wenn Nina nicht plötzlich zum Islam konvertiert wäre. Und zwar Online! Statt auf Partys steht sie auf Predigten, trägt auf einmal ein Kopftuch und nennt sich Fatima, lässt sich selbst durch ein neues iPad nicht bestechen, beharrt weiter auf dem "Fetzen". Ein Horror für die weltoffene Atheistin, die bei der Pubertierenden "Hasenohren Aufsetzen" oder "Komasaufen" noch verstehen würde.
Zwischen Liberalität und Vorurteilen
Doch nun wird das Bad zur männerfreien Zone erklärt, ein Burkini zum Schwimmen gekauft und als die 16-Jährige dann noch einen schwulen Moslem heiraten will, um ihn vor seinen homophoben Eltern zu retten, geht das Chaos auf die Zielgerade.
Österreichisch-lässig entwirft Eva Spreitzhofer eine Familie mit WG-Touch, in der Liberalität und Vorurteile aufeinander knallen. Ganz nebenbei bekommen auch die katholische Kirche ihr Fett ab und die "Gutmenschen" mit ihrer rosa Brille oder die konservativen Moslems mit Tunnelblick. Eine krachende, manchmal etwas überdrehte Komödie, die lustvoll heilige Kühe schlachtet und auf Politische Korrektheit von allen Seiten pfeift, knalligen Dialogwitz und eine fette Portion Wiener Schmäh inklusive.
"Der Islam ist voll hip", klärt ein Assistenzarzt Muttern auf, die bald eine Allergie gegen "Salam Aleikum" entwickelt und sich verzweifelt fragt "Womit haben wir das verdient?". Da nützt es wenig, wenn der Lehrer sie beruhigt, eine einst radikale Bombenlegerin sei jetzt beim "Bundesheer". Wie gut, dass da die gläubige Muslima und couragierte Mama von Ninas Freundin wenig mit der Kopftuchtümelei am Hut hat, allen mal den Kopf zurecht rückt.
Burgschauspielerin Caroline Peters als strapazierte Erzieherin und Chantal Zitzenbacher als rebellischer Teenager streiten sich lustvoll wie die Kesselflicker. Manchmal wird‘s ein bisschen albern, wenn die Eltern, beide voll verschleiert im Niqab, von der Polizei aufgegriffen werden, die sie auf dem Weg zum "Gschnaas" (Fasching) glaubt. Die ironisch-bissige Spielerei mit bekannten Klischees und der Doppelmoral tut gut in einer Zeit politisch-polarisierter Rechthaberei, in der Toleranz nur bis zur eigenen Nase geht.
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