Das Schreien der Lämmer: Wieviele Wölfe können in Deutschland leben?
München Für den Schäfer ist die Sache klar: Hätte der Wolf ein Schaf gerissen und gefressen, wäre das für ihn o.k. gewesen. Aber das nächtliche Massaker hinterlässt zehn tote Tiere, die nicht zu Ernährungszwecken gerissen wurden. Muss der Wolf also wieder weg? Schließlich galt er ja bis vor wenigen Jahrzehnten in Deutschland als ausgerottet. Nun aber erobert er sich seinen Lebensraum zurück.
In seinem Film "Im Land der Wölfe" zeigt Ralf Bücheler auf dem Dok.Fest München ein differenziertes Stimmungsbild, ohne selbst Position zu beziehen. Bei ihm kommen alle zu Wort, die Forscherinnen und Forscher vom Lupus-Institut für Wolfmonitoring, Jäger, Schäfer, Tierschützer und man erfährt eine Menge Fakten jenseits der medialen Hysterie um den "bösen" Wolf. Dabei ist die Sachlage eindeutig. 488 Wölfe fanden in den letzten drei Jahrzehnten den Tod auf deutschen Landstraßen und Autobahnen, kein einziger Angriff auf einen Menschen ist aus diesem Zeitraum dokumentiert.
Der Mensch hat den Schafbestand halbiert
Der Wolf breitet sich wieder schnell aus, rund ein Fünftel Deutschlands ist inzwischen von Wölfen besiedelt. Für die Halbierung des Schafbestandes von 3 Millionen Tieren (1990) auf 1,5 Millionen ist er allerdings nicht verantwortlich.
Selbst der Vorsitzende des deutschen Schäferverbandes ist bei einer öffentlichen Anhörung im Umweltausschuss zurückhaltend. Eine Bejagung könne den Herdenschutz niemals ersetzen, erklärt er. Dank Elektrozäunen und Hütehunden haben seine Großherden mit insgesamt 720 Tieren keine Verluste zu verzeichnen. Doch was in der Ebene mit großem Aufwand vielleicht noch praktikabel klingt, ist für die Bergbauern auf Almhängen weitaus schwieriger zu bewerkstelligen.
Märchen sind Propaganda für die Ausrottung
Ralf Büchelers ruhiger, aber mitreißender Film punktet nicht nur mit spektakulären Nachtaufnahmen vom Kampf zwischen Hirsch und Wolf, er dokumentiert auch den immensen Forschungsaufwand, der betrieben wird, um mit wissenschaftlichen Daten gegen die tradierten Vorurteile anzukämpfen. Denn die Märchen waren, so erklärt es eine Wolfsforscherin, schon damals Propaganda zur Ausrottung des Wolfs.
2. Mai 2024, 18 Uhr, Rio, Q&A mit dem Regisseur und seinem Team; 3. 5.,18 Uhr, Pasinger Fabrik; 10. 5. 9.30 Uhr Einstein 28, 12. 5., 20.30 Uhr, City, Q&A mit dem Regisseur
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