Wohne lieber ungewöhnlich: Französische Patchworkfamilien-Komödie im Kino

Die französische Komödie "Wohne lieber ungewöhnlich" feiert die Patchworkfamilie.
Margret Köhler |
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Unübersichtlich, aber lebendig: Die Patchworkfamilie in "Wohne lieber ungewöhnlich".
Jean-Claude Lother/Neue Visionen Filmverleih/dpa Unübersichtlich, aber lebendig: Die Patchworkfamilie in "Wohne lieber ungewöhnlich".

Vater, Mutter, Kind: Diese traditionelle Kleinfamilie war einmal. Der Trend geht zur Patchworkfamilie. Die einst bösen Stiefväter und Stiefmütter haben beim heutigen Beziehungs-Pingpong ausgedient, man nennt sich kumpelhaft beim Vornamen und hofft, dass die neuen Beziehungskonstellationen funktionieren.

In Deutschland ist etwa jede zehnte Familie mit Kindern bunt zusammen gewürfelt, in Frankreich, dem Land mit der höchsten Scheidungsrate in Europa, wird die Hälfte aller Ehen innerhalb von drei Jahren wieder geschieden. Da war diese Komödie längst überfällig – chaotisch, charmant, sympathisch. Gabriel Julien-Laferrière präsentiert eine verzwickte Lösung.

Die Kids haben die Nase voll vom ständigen Hin- und Hergeschiebe zwischen den mit anderen Partnern verbandelten Elternteilen. Schluss damit, sagen sie sich und ziehen zusammen. Natürlich wie im Märchen in eine 280 Quadratmeter große und schick ausgestattete Wohnung mitten in Paris. Die steht nach dem Tod einer der Großmütter zum Verkauf, was das mutige Trüppchen aber nicht juckt.

"Wohne lieber ungewöhnlich": Patchwork-Komödie im Kino

Der 13-jährige Bastien, dessen Mutter (Julie Gayet) gerade zum dritten Mal geheiratet und insgesamt drei Kinder hat und dessen Vater mit zwei Frauen auch schon fleißig Nachwuchs zeugte, führt seine insgesamt sechs Halbgeschwister und Cousinen aus der weit verzweigten Verwandtschaft in die Revolution gegen die egoistischen Alten.

Nach dem ersten Schock arrangieren sich die Erziehungsberechtigten zähneknirschend mit einem von den Sprösslingen ausgedachten Betreuungs- und Besuchsplan, stecken notgedrungen ihre eigene Freizeit- und Arbeitslogistik zurück. Bei insgesamt 19 Filmfiguren verliert man schnell den Überblick, wer zu wem gehört. Die Kinder kann man am besten auseinanderhalten, indem man sich Brillen, Haut- oder Haarfarbe merkt.

Ohne eine ruhige Minute wuselt es wild in der WG, mal kommt der Papa, mal die Mama oder der Rest der Mischpoke, zur Entspannung und für die Harmonie darf in der Hektik auch mal Haschisch geraucht werden.

Laferrières unkonventionelle Betrachtung aller Patchwork-Probleme setzt auf die kindliche Perspektive, ist aber letztendlich harmlos, die Erwachsenen wirken unreifer und alberner als die kleinen Rebellen. Nur manchmal ist ein Hauch von Ernsthaftigkeit zu spüren, da zeigt sich ein Vater mangels Zeit immer nur übers Internet auf einem riesigen Bildschirm, statt sein Kind wirklich mal zu knuddeln.


R: Gabriel Julien-Laferriere (Frankreich, 95 Minuten) Kinos: Sendlinger Tor, Mathäser, Monopol (auch OmU), Theatiner Film (OmU)

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