Witz, Tod und Midlife-Crisis
Regisseur, Autor und Schauspieler Nanni Moretti ist oft ein italienischer woody-allenscher, manchmal zynischer Griesgram, wenn man ihm begegnet. Aber oft gelingen ihm die kitschfreiesten großen Gefühle – wie 2001 in „Das Zimmer meines Sohnes“, wo es um den Tod eines Jungen geht.
Weibliche Form der Midlife-Crisis
In „Mia Madre“ verarbeitet Moretti halb autobiografisch den Abschied von (s)einer sterbenden Mutter. Aber es ist eben kein deprimierender, egozentrischer Film Morettis geworden, sondern eine anrührende, sogar oft witzige Geschichte geworden. Moretti hat nicht sich als Hauptfigur genommen, sondern aus der Perspektive der Tochter, einer Regisseurin, gedreht – Margherita (Margherita Buy), die in typisch weiblicher Selbstüberforderung unterzugehen droht: Ihr Film gerät ins Schlingern, nicht nur, weil der amerikanische Gaststar den Text nicht lernen kann. Auch hat sie sich gerade von ihrem Mann getrennt und ihre pubertierende Tochter kommt damit schlecht zurecht. Es ist auch ein Film über die weibliche Form der Midlife-Crisis und ihrer Überwindung durch Selbstvergewisserung. Aber bis dahin scheint allein ihr Bruder (gespielt von Nanni Moretti selbst) eine innere Balance gefunden zu haben, die allen weiter hilft, als alle sich um die Mutter (Guila Lazzarini) im Krankenhaus und später wieder zuhause kümmern müssen.
John Turturro sorgt für Spaßmomente
Dass das alles nicht nur traurig ist, dafür sorgt auch John Turturro, der höllisch lustig die Star-Egozentrik eines eingeflogenen, narzisstischen Hollywoodschauspielers karikiert. Und die schwächer werdende Mutter selbst gibt ihrer Umgebung auch Kraft zurück, die ganz natürlich Ängste und Schuldgefühle hat. Aber der nahe Tod der Mutter schärft auch die Wahrnehmung für das Wichtige im eigenen Leben.
So ist Nanni Moretti ein gefühlsaufwühlender Film gelungen, der ohne große Schwere, aber mit sensibler Ernsthaftigkeit den Zuschauer in seine Geschichte meisterhaft hineinnimmt.