Will Smith verlangt: Besiege deine Ängste!
Der Vorwurf wiegt schwer. Will Smiths neuer Film „After Earth” soll Propaganda für Scientology machen. Erhoben wurde er in mehreren US-Blogs und einer heftig diskutierten Gastkritik eines Aussteigers im renommierten „Hollywoodreporter”. Im Zentrum der Anschuldigungen steht vor allem die Kernthese des Sci-Fi-Abenteuers, dass Furcht nicht nur eine rein „menschliche Entscheidung”, sondern auch schädlich sei.
Sie wird in „After Earth” unangenehm aufdringlich oder wie manche schreiben: in Form von „Auditing”, einer Gesprächspraxis von Scientology, von Smiths Figur gepredigt. So griffig diese Vorwürfe auch klingen, beweisbar sind sie nicht. Außerdem geben sie dem Film eine Aufmerksamkeit, die er gar nicht verdient. Denn in erster Linie handelt es sich hier um ein dank schwacher Computer-Animationen und einfallsloser Dramaturgie sowohl handwerklich, als auch inhaltlich misslungenes Überlebensdrama, das einen Schatten auf Smiths Bilderbuchkarriere wirft.
In „After Earth” ist die Erde unbewohnbar geworden und die Menschheit auf den Planeten Nova Prime ausgewichen. Dort musste man sich aber erstmal schleimigen Alien-Monstern erwehren. Die sind zwar blind, können unsere Ängste aber gut riechen. Nur Captain Cypher (Will Smith) konnte seine Gefühle so kontrollieren, dass die Viecher ihn nicht mehr fanden. Er ist in dieser felsig-kargen, aber hochtechnisierten Welt derjenige, an dem man sich orientiert. Der Einzige, der mit dem wie ein Roboter im Dauer-Militärjargon sprechenden Helden nichts anfangen kann, ist sein Sohn Kitai (Jaden Smith).
Als die beiden bei einem Übungsflug auf der trotz nächtlicher Eiszeit prächtig bewaldeten Erde abstürzen, ist der Moment gekommen, wo Kitai endlich in die Fußstapfen des Vaters treten soll.
Denn der ist mit gebrochenen Beinen außer Gefecht gesetzt, und nur Kitai kann 100 Kilometer entfernt das erlösende Notsignal zünden.
Bis der angsterfüllte Bub dieses Ziel erreicht, muss er wie im Computerspiel verschiedene Gefahrenlevel, darunter Affenangriffe sowie den Alien-Endgegner meistern. Will Smith mimt derweil den ungeliebten Unsympathenvater, der Kitai mit nervig-plumpen Army-Parolen („Konzentrier dich auf den Moment!”) auf das Leben als furchtloser Mann vorbereitet.
Am Ende ist man fassungslos, wie man für so einen selten fesselnden Film, der auch im Bayerischen Wald spielen könnte, 130 Millionen Dollar ausgeben musste, und warum sich Will Smith hier willentlich seiner Stärken – Charisma und Humor – berauben wollte.
Kino: CinemaxX, Gabriel, Mü. Freiheit, Royal, Gloria (auch OV), Mathäser (auch OV), Cinema (OV)
R: M. Night Shyamalan (USA, 100 Min.)
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