Wie viel erfindet der Film "Steve Jobs"?

Dass Michael Fassbender Steve Jobs kein bisschen ähnlich sieht, störte Aaron Sorkin und Danny Boyle wenig. Auch bei anderen Dingen nahmen es die Macher von "Steve Jobs" mit der Wahrheit nicht so genau. Was im Film ist Fakt und was Fiktion?
(jic/spot) |
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München - Mit Film-Biografien ist das so eine Sache. Erzählt der Film alles exakt so, wie es geschehen ist, wird selten eine spannende Geschichte daraus. Weicht man zu weit von der Realität ab, wird schnell Kritik laut. Dies gilt besonders für Menschen, die so bekannt und in der Popkultur so fest verankert sind wie Steve Jobs. Drehbuchautor Aaron Sorkin nahm sich bei "Steve Jobs", der aktuell im Kino läuft, ungewöhnlich viel kreative Freiheit bei der Darstellung des Apple-Visionärs. Obwohl er Walter Isaacsons Biografie zur Vorlage hatte, sollte der Film "mehr Portrait als Fotografie" werden, wie Sorkin es bei einem Screening ausdrückte.

Den Trailer zu "Steve Jobs" sehen Sie auf Clipfish

Steve Wozniak, Mitgründer von Apple, der Sorkin als Berater zur Seite stand, lobte den Film, sagte im Interview mit "Bloomberg TV" jedoch auch, dass jede Szene, in der er selbst auftaucht, so nicht geschehen sei: "Vielleicht ist alles in dem Film nicht passiert." Was in "Steve Jobs" ist also frei erfunden und was entspricht der Realität?

 

Kam es vor Produkt-Präsentationen stets zum Streit?

 

Falsch: Jobs galt als schwieriger, streitbarer Mensch, doch haben die wenigsten der vielen Auseinandersetzungen aus dem Film tatsächlich stattgefunden. So gab es den Streit mit John Sculley vor der Präsentation von NeXT nicht, ebenso wenig wie die spätere Versöhnung - nach Jobs' Rauswurf bei Apple hatten die beiden nie wieder ein Wort gewechselt. Auch die hitzigen Wortgefechte mit Steve Wozniak sind Fiktion. Wozniak sagte "Tech Insider", er habe voll und ganz hinter Jobs und seinen Produkten gestanden und "würde niemals auf diese Weise mit einem Freund reden".

 

Steckte hinter NeXT ein raffinierter Plan, um zu Apple zurückzukehren?

 

Falsch: Zwar waren bei dem Launch von NeXT, ähnlich wie im Film, weder die Hardware noch das Operating System fertig. Doch gehörte dies keinesfalls zu einem Plan von Jobs, das OS auf Apples Bedürfnisse abzustimmen, um dort wieder Fuß fassen zu können. Apple kündigte den Kauf von NeXT erst im Jahr 1996 an - acht Jahre, nachdem Jobs dem Film zufolge seine List geplant hatte. Soweit konnte nicht einmal der Apple-Visionär vorausschauen.

 

Leugnete Steve Jobs die Vaterschaft seiner Tochter Lisa?

 

Richtig: Jobs weigerte sich tatsächlich lange, die Vaterschaft von Lisa anzuerkennen. Auch das im Film vieldiskutierte "Times"-Zitat, dass "28 Prozent der männlichen Bevölkerung der USA" ihr Vater sein könnten, stammt von Jobs selbst. Später war er allerdings stärker in ihr Leben involviert, auch wenn ihr Verhältnis schwierig blieb. Dass Jobs den berühmten Apple-Computer nach Lisa benannte, stimmt allerdings, wie Jobs dem Biografen Isaacson bestätigte. Das Akronym "Local Integrated System Architecture" wurde von seinem Marketing-Team frei erfunden. Intern machte das Team sich mit Namen wie "Lisa: Invented Stupid Acronym" (Lisa: erfundenes, blödes Akronym) darüber lustig.

 

War Jobs bei der iMac-Präsentation 1998 alleinstehend?

 

Falsch: Tatsächlich lässt der Film Jobs' Ehefrau Laurene Powell, die er 1991 geheiratet hatte, und ihre drei gemeinsamen Kinder vollkommen unter den Tisch fallen. Powell hegt eine große Abneigung gegen die Biografie von Isaacson und wollte deswegen den Film unbedingt verhindern, wie das "Wall Street Journal" berichtete. Deswegen konzentriert der Film sich allein auf Jobs' uneheliche Tochter Lisa.

 

Führte eine digitale Macintosh-Zeichnung zur Annäherung zwischen Vater und Tochter?

 

Falsch: Lisa war bei dem Macintosh-Launch im Jahr 1984 nicht anwesend. Die MacPaint-Zeichnung, die Jobs vermeintlich endlich dazu bewegt hatte, Lisa und ihre Mutter finanziell zu unterstützen, ist frei erfunden, ebenso wie die Versöhnung, die sie laut Film Jahre später herbeiführte.

 

Badete Jobs seine Füße wirklich in Toiletten?

 

Richtig: Der wohl skurrilste Moment im Film, als Jobs seine nackten Füße in eine Kloschüssel taucht und dann wieder in seine Schuhe schlüpft, entstammt tatsächlich der Realität. Sorkin zufolge stand die Szene nicht im Drehbuch, sondern war Fassbenders Idee. "Das ist etwas, was Steve wirklich gemacht hat", sagte Sorkin in der TV-Show "Conan". "Ich weiß auch nicht, warum." Laut seiner Biografie soll er so Stress abgebaut haben.

 

Lernte Jobs seinen biologischen Vater unwissentlich kennen?

 

Richtig: Ähnlich wie im Film beschrieben, war Jobs auf den Syrer Abdulfattah Jandali in dessen Restaurant getroffen, in dem er mehrere Male zu Gast war. Als Jandali seinem berühmten Gast die Hand schüttelte, ahnte jedoch keiner der beiden, dass sie verwandt sind. Dass es sich hierbei um seinen biologischen Vater handelte, erfuhr er allerdings erst später, als er seine Schwester Mona Simpson kennenlernte.

 

 

 

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