"Wicked: Teil 2": Emotionaler Abschluss mit Schwächen

"Wicked" gehörte zu den erfolgreichsten Filmen des Jahres 2024. Das Musical verzauberte das globale Publikum und spülte dabei mehr als 750 Millionen Dollar in die Kinokassen ein. Des Weiteren erhielt der Film zehn Oscar-Nominierungen und war in zwei Kategorien siegreich. Die lang erwartete Fortsetzung läuft seit dem 19. November in den Kinos. Doch ist das Sequel besser als sein Vorgänger? Die Hauptdarstellerinnen Cynthia Erivo und Ariana Grande sind hervorragend, doch die größte Schwachstelle des Films ist das vollgepackte Skript.
Darum geht's in der Fortsetzung
Elphaba Thropp (Cynthia Erivo) ist weiterhin auf der Flucht und wird von den Bewohnern von Oz als die böse Hexe des Westens verteufelt. In der Hoffnung, die Ozianer von Elphaba abzulenken, verlangt Madame Akaber (Michelle Yeoh) von Glinda (Ariana Grande), dass sie ihren widerwilligen Partner, Prinz Fiyero (Jonathan Bailey), heiratet. Währenddessen ist Elphaba entschlossen, den Zauberer (Jeff Goldblum) zu entlarven, wird jedoch zunehmend demoralisiert durch den Wunsch aller, ihren Feldzug gegen den Zauberer zu beenden.
Die farbenfrohe Fortsetzung begeistert erneut mit spektakulären Effekten und mitreißenden Songs. Regisseur Jon M. Chu und die überzeugende Arbeit von Kamerafrau Alice Brooks sorgen dafür, dass die hervorragend choreografierten Musical-Einlagen gut eingefangen werden. Auch die Tiere in "Wicked: Teil 2" sehen fantastisch aus. Die Mischung aus praktischen und digitalen Effekten kreiert eine wundervolle Tierwelt, die sehr natürlich wirkt. Einer der inhaltlichen Schwerpunkte ist Elphabas Einsatz für das Wohlergehen der Tiere, und dieser Aspekt durchaus ist gelungen. Dem Film hätte es jedoch gutgetan, wenn das Leben des Zauberers und sein Machtmissbrauch stärker beleuchtet worden wäre.
Schauspielerisch stark, aber schwaches Drehbuch
Highlights des Films sind die beiden Hauptdarstellerinnen. Cynthia Erivo liefert als Elphaba erneut eine fantastische schauspielerische Leistung ab. Ihre musikalische Interpretation von "No Good Deed" ist absolut fesselnd und erinnert an den Vorgänger, als sie im dritten Akt den mitreißenden Song "Defying Gravity" performte. Doch Erivos Elphaba rückt in der Fortsetzung etwas in den Hintergrund, der Fokus liegt auf Ariana Grandes Glinda. Ihr innerer Konflikt wird von der Sängerin überzeugend dargestellt. Sie liebt die Aufmerksamkeit, die sie von den Einwohnern von Oz bekommt. Diese bewundern Glinda, die als gute Hexe einen interessanten Kontrast zu Elphabas Feindbild abgibt.
Doch Glinda is hin- und hergerissen: Soll sie ihrer besten Freundin Elphaba helfen oder weiterhin ihre Rolle als Hoffnungsträgerin von Oz spielen? Musikalisch sind Erivo und Grande wieder einmal fantastisch. Die Emotionen, die sie beim Singen liefern, sorgen für Gänsehaut beim Publikum. Jeff Goldblum besitzt diesmal mehr Screentime und überzeugt als Zauberer von Oz. Michelle Yeoh ist eine talentierte Schauspielerin, doch als Madame Akaber fehlbesetzt. Sie strahlt nicht die notwendige Furcht aus und auch ihr Gesang lässt zu wünschen übrig. Jonathan Bailey wiederum glänzt erneut als Prinz Fiyero.
Das Skript ist zu überladen und großer Schwachpunkt des Films. Die Autorinnen Winnie Holzman und Dana Fox bemühen sich, den wichtigsten Handlungssträngen ein zufriedenstellendes Ende zu geben, doch das gelingt ihnen nicht. Der Plot von "Wicked: Teil 2" soll gleichzeitig als Vorgeschichte von "Der Zauberer von Oz" dienen. Doch die Referenzen zum Kultfilm belasten die Fortsetzung, denn dadurch rückt das eigentliche Narrativ um Elphaba und Glinda in den Hintergrund.
Fazit
"Wicked: Teil 2" ist zwar nicht besser als sein Vorgänger, aber nach wie vor einen Kinobesuch wert. Aus visueller Sicht ist der Film ein Kinospektakel, das man auf der größten Leinwand erleben sollte. Cynthia Erivo und Ariana Grande liefern hervorragende Performances ab. Die Songs sind gut, aber das Drehbuch ist zu überladen, wodurch der Fokus zu sehr von der eigentlichen Hauptthematik abrückt.