Kritik

Westentaschenbond: "Argylle"

Stars und Ideen machen noch keinen Blockbuster: Die James-Bond-Parodie von Matthew Vaughn hat keine Spannung und Struktur
von  Florian Koch
Aidan (Sam Rockwell) versucht die Autorin Elly (Bryce Dallas Howard) zu beschützen.
Aidan (Sam Rockwell) versucht die Autorin Elly (Bryce Dallas Howard) zu beschützen. © Universal

Man kennt diese Filme, die einem stets vermitteln wollen, das Geschehen bloß nicht ernstzunehmen. Ein Vorreiter des Augenzwinker-Kinos ist Guy Ritchie ("Snatch"). Die Krönung des "Ich hab's ja nicht so gemeint"-Films ist nun "Argylle", in den das Apple-Studio 200 Millionen Dollar gesteckt hat. Der kreative Kopf dahinter ist Matthew Vaughn, einst Förderer von Guy Ritchie und zuletzt auch mit "Kick-Ass" als Regisseur erfolgreich. Ähnlich wie in seinem "Kingsman" nimmt sich Vaughn hier der James-Bond-Reihe an. Henry Cavill, ein möglicher zukünftiger Bond, ist zu Beginn als Superagent Argylle auf Mission. Für Irritationen bei der ersten Verfolgungsjagd sorgen aber nicht nur seine peinliche Bürstenschnitt-Frisur, sondern auch die schlechten Computertricks. Die Auflösung folgt: Dieser Argylle entspringt nur der Fantasie einer biederen Bestsellerautorin und Katzenliebhaberin (Bryce Dallas Howard). Das hat aber zur Folge, dass Cavill nur in der Film gewordenen Einbildung der Autorin Elly eine Rolle spielt. Ähnlich kurz geraten sind auch die Auftritte weiterer Stars wie Dua Lipa oder Samuel L. Jackson.

Die Täuschung des Zuschauers gehört bei "Argylle" zum Programm. Denn wie es der Film will, verraten Ellys Bücher viel über eine reale Geheimdienst-Organisation. Von nun an muss die schreckhafte Schriftstellerin von einem echten Meisterspion (Sam Rockwell) vor Bösewichtern (wie Bryan Cranston) gerettet werden.

Bei all den um Originalität ringenden Wendungen schafft es der Film nie, das Publikum für sich einzunehmen. Auch hat man den Eindruck, dass sich Vaughn mehr für Äußerlichkeiten wie Ellys Katzenrucksack oder einen ständig angespielten unveröffentlichten Beatles-Song ("Now and Then") als für eine packende Geschichte interessieren würde.

Kino: Arri, Astor, Cadillac, Cinemaxx, Royal und Monopol (OmU) Mathäser (auch OV), Cinema, Museum (OV)
R: Matthew Vaughn (GB, 139 Min.)

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