Bruce Springsteen: Der Boss schwächelt an der Kinokasse

Der Springsteen-Film „Deliver Me From Nowhere“ bleibt an der Kinokasse weit hinter den Erwartungen zurück.
von  Volker Isfort
Jeremy Allen White als Bruce Springsteen im Film „Deliver Me From Nowhere“ (2025).
Jeremy Allen White als Bruce Springsteen im Film „Deliver Me From Nowhere“ (2025). © Foto: Macall Polay/ 2025 20th Century Studios//Disney

Barbie“ oder „Oppenheimer“ war im „Barbenheimer“-Kinosommer 2023 die große Frage bei der Wahl der Tickets. Momentan dürfen sich Kinogänger zwischen Pumuckl und Springsteen entscheiden und Ersterer ist die definitiv unterhaltsamere Wahl.

Denn das Biopic „Deliver Me From Nowhere“ über die Entstehung des mythischen „Nebraska“-Albums und Springsteens Abgleiten in die Depression entfaltet auf der Leinwand keinerlei mitreißenden Sog. Der Mann, der seit Jahrzehnten die Stadien weltweit füllt und mit seinen kraftvollen, weit über drei Stunden langen Shows Maßstäbe gesetzt hat, soll beim Drehbuch mitgeholfen haben. Aber Regisseur Scott Cooper verliert bei seinem Porträt über einen verletzlichen Menschen den Musiker aus den Augen. Es ist bezeichnend, dass die Musiker der E Street Band, mit denen Springsteen parallel zum Entstehen von „Nebraska“ am „Born in the U.S.A.“-Album arbeitete, mit keiner einzigen relevanten Dialogzeile vorkommen.

Jeremy Allen White als Bruce Springsteen im Film „Deliver Me From Nowhere“ (2025).
Jeremy Allen White als Bruce Springsteen im Film „Deliver Me From Nowhere“ (2025). © Foto: Macall Polay/ 2025 20th Century Studios//Disney

Rund 30 Millionen Dollar hat der vor knapp zwei Wochen gestartete Film bislang weltweit eingespielt, knapp 16 Millionen Dollar davon in den Vereinigten Staaten. Wahrscheinlich wird das Endergebnis kaum an die kolpoltierten 55 Millionen Dollar Produktionskosten heranreichen, vor allem aber fällt der Boss damit im Ranking der Biopics über berühmte Musiker weit zurück.

Über allen anderen thront Freddie Mercury

Timothée Chalamet funkelte Anfang des Jahres als Dylan in James Mangolds inspirierendem Film „A Complete Unknown“ und lockte mit seiner Kassenkraft auch eine ganz junge, neue Generation in „The Church of Bob“, wie er selbst sagte. Der Film spielte 140 Millionen Dollar weltweit ein, 75 Millionen davon in den Vereinigten Staaten.

Timothée Chalamet als Bob Dylan im Film „ A Complete Unknown“ (2025).
Timothée Chalamet als Bob Dylan im Film „ A Complete Unknown“ (2025). © Searchlight Pictures/Landmark Media

Dass der wesentlich massentauglichere Springsteen mit seiner Anhängerschaft diese Zahlen leicht übertreffen würde, galt quasi als ausgemacht. Aber es kam anders.

Vielleicht rettet sich der Springsteen-Film noch in die Nähe von Amy Winehouse („Back to Black“ kam im Jahr 2024 auf 51 Millionen Dollar) oder „Whitney Houston: I Wanna Dance with Somebody“ (knapp 60 Millionen Dollar Einspielergebnis im Jahr 2022), aber selbst Ray Charles spielt in einer schon unerreichbaren Liga. Der Film „Ray“ nahm 2004 knapp 124 Millionen Dollar an der Kinokasse ein.

Die Aufstiegsjahre von Elton John - ergreifend erzählt im Film „Rocketman“ (2019) - trafen ebenfalls den Publikumsgeschmack, der Film spielte 195 Millionen Dollar ein. In einer anderen Galaxie hingegen thront „Bohemian Rhapsody“ über Freddie Mercury und Queen, der 2018 unglaubliche 910 Millionen Dollar einspielte. An diese Marke wird ganz sicher auch der King of Pop nicht heranreichen, das Biopic „Michael“ über Michael Jackson wird im kommenden April an den Start gehen. Und das Madonna-Projekt steht in den Startlöchern.

Rami Malek als Freddie Mercury in einer Szene des Films "Bohemian Rhapsody".
Rami Malek als Freddie Mercury in einer Szene des Films "Bohemian Rhapsody". © picture alliance/dpa/Fox

Die Kassentauglichkeit von Biopics über globale Superstars ist möglich, aber nicht planbar. Die Annäherung an eine bekannte Person ist aber bei Jurys und Akademien ganz besonders beliebt. So erhielt Jamie Foxx 2005 einen Oscar für seine Verwandlung in Ray Charles, Rami Malek holte sich die Goldene Statue 2019 für seine Interpretation von Freddie Mercury und Reese Witherspoon 2006 als June Carter in James Mangolds „Walk The Line“ über Johnny Cash (Einspielergebnis 186 Millionen). Joaquin Phoenix hätte den Oscar für seine Verkörperung des Countrystars damals ebenso verdient gehabt wie Timothée Chalamet als Dylan in diesem Jahr, zumal beide eindrucksvoll Musik und Gesang ohne Unterstützung durch Originalaufnahmen performten.

Ein Oscar für die beste Anverwandlung 

Letzteres gilt zwar auch für Jeremy Allen White als Bruce Springsteen, aber seine Darstellung des zergrübelten Künstlers voller Selbstzweifel entfaltet nicht die Strahlkraft, die ein wesentliches Element der Biopics ist. Fans wollen ihre Idole auf der Leinwand auch bewundern dürfen.

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