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Wann ist ein Mann ein Mann?
In Mike Mills' ("Thumbsucker", "Beginner") warmherzigem Kalifornienfilm erklären drei Frauen einem Teeanger, was es heißt, ein Mann in den 70er-Jahren zu sein.
von Andreas Fischer
Wie soll man nur zum Mann werden, wenn kein Mann im Haus ist? Ganz einfach, indem man den Frauen zuhört und sich ihre Geschichten zu eigen macht, ihre Vergangenheit, ihre Gefühle, ihre Träume. Jamie (Lucas Jade Zumann), der pubertierende Sohn einer alleinerziehenden Mutter
, wird das schon schaffen in der verrückten Zeit zwischen Hippietum und Punk, in der Mike Mills' wunderbarer, autobiografisch unterfütterter Film "Jahrhundertfrauen" spielt. Der ist mehr als eine Coming-of-Age-Geschichte. Nämlich eine liebevolle Hommage an eine starke
Mutter
, ein pfiffiger Rückblick auf den Zeitgeist der späten 70er-Jahre und vor allem das subtile Porträt dreier Frauen aus unterschiedlichen Generationen im Irgendwo zwischen Nostalgie und Aufbruch. Leicht wird es für Jamie nicht, gebrochene Herzen und blaue Augen gehören zur Mannwerdung dazu. Das weiß auch Jamies
Mutter Dorothea (Annette Bening), die auf eine zärtliche Art von der Erziehung überfordert ist. Also bittet sie ihre Mitbewohnerinnen um Hilfe: die feministische Künstlerin Abbie (Greta Gerwig
) und Julie (Elle Fanning), Jamies Sandkastenfreundin. Zu dritt sollte das schon klappen. Mit dem einzigen Mann im Haus kann Jamie ohnehin nichts anfangen: Späthippie William (
Billy Crudup) repariert ständig irgendwelche Decken und Treppengeländer, erzählt von Werkzeugen und Holzarten. Mike Mills, der 2010 in "Beginners" vom späten Coming-Out seines Vaters erzählte, widmet "Jahrhunderfrauen" seiner Mutter
. Sein Film ist wie ein Fotoalbum, in dem man vor- und zurückblättert, immer wieder neue Aspekte entdeckt, kleine Details, aus denen ein komplexes Bild vom Leben der Frauen entsteht. Frauen aus Fleisch und Blut, so echt und real, dass man sich in ihnen verlieren kann. Genau wie in dem verwinkelten Haus, in dem sie alle zusammen wohnen. Diese "Jahrhundertfrauen" sind mitnichten irgendwelche Superheldinnen oder Supermamas. Sie sind einfach da, leben zusammen unter dem Dach eines schönen, aber baufälligen alten Hauses in Santa Barbara, Kalifornien. Ein Ort, der nah genug an Los Angeles ist, um für wilde Clubnächte auszubüxen, aber zu weit weg, um den Provinzmief nicht zu spüren. Sie bringen Jamie alles bei über Feminismus und Musikgeschichte, über sexuelle Begierden und Schwangerschaftsabbrüche
. Sie erzählen von Krebs und Depressionen, von Enttäuschungen und Wünschen. Sie sind melancholisch und optimistisch, manchmal abgekämpft vom Leben und immer in der Wirklichkeit. Besser hätte es Jamie gar nicht treffen können, auch wenn er natürlich damit kämpft, dass seine Mutter bei aller Toleranz nun mal Mitte 50 ist und mit den Talking Heads nichts anfangen kann. Auch dass Julie ihn nicht ranlässt, weil sie ihre Freundschaft nicht aufs Spiel setzen will, wurmt Jamie. Dass er von seinen Schulfreunden verprügelt wird, weil er dank Abbies feministischer
Bildungsbemühungen mehr über Klitoris, Vagina und Orgasmus weiß, als Jungmachos hören wollen, ist fast schon eine Randnotiz. Der Film lebt von solchen Einzelheiten, die von den ausnahmslos fantastischen Darstellern ohne Pointe erzählt werden und gerade deshalb warmherzig und witzig sind.
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