Das Frühwerk des Oscarpreisträgers

Manga-Comic trifft europäische Räuberpistole: "Lupin III: Das Schloss des Cagliostro" von Hayao Miyazaki in restaurierter Fassung in die Kinos
Florian Koch |
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Der Einbruch in das Schloss von Cagliostro ist für Lupin III (re.) eine echte Herausforderung.
Monkey Punch Der Einbruch in das Schloss von Cagliostro ist für Lupin III (re.) eine echte Herausforderung.

Cagliostro. Lupin. Miyazaki. Drei schillernde Namen der Kulturgeschichte. Aber auch drei Figuren, die auf den ersten Blick nichts miteinander gemein haben. Der fantasievolle Zeichentrickfilm "Lupin III: Das Schloss des Cagliostro" bringt sie nun kunstvoll zusammen.

Ohne die Ereignisse um den 11. März wäre das Werk heute aber wohl nicht auf so vielen deutschen Kino-Leinwänden zu sehen. An diesem Abend bekam der japanische Anime-Künstler Hayao Miyazaki - in Abwesenheit - seinen bereits zweiten Oscar verliehen. Und schlug mit seinem poetischen Alterswerk "Der Junge und der Reiher" auch namhafte Hollywood-Konkurrenz aus dem Rennen. Im nicht mehr ganz so zarten Alter von 83 Jahren gelang dem Regisseur aber auch ein unerwarteter Kassenerfolg. Selbst in Deutschland konnte sich seine tiefgründige Kriegsparabel in den oberen Chartregionen platzieren. Für den Verleiher Piece of Magic Entertainment Grund genug Miyazakis Leinwanddebüt nach 45 Jahren in digital restaurierter Fassung in die Kinos zu bringen. Und der Blick auf das Frühwerk lohnt sich - auch wenn "Lupin III: Das Schloss des Cagliostro" eine Auftragsproduktion war, die auf den japanischen "Lupin"-Mangas beruht.

Wie der Name es bereits andeutet ist die Hauptfigur mit dem französischen Meisterdieb Arsène Lupin verwandt. Der gleichsam kriminelle Enkel der Erfindung des Romanciers Maurice Leblanc ist aber nicht allein auf Beutefang. Begleitet wird der sympathisch gezeichnete Räuber stets von dem schweigsamen Komplizen Daisuke Jigen. Nach seinem letzten Coup muss das Duo jedoch feststellen, dass statt echten Banknoten nur Blüten erbeutet wurden. Ein solcher Rückschlag ist für Lupin III aber Motivation genug, dem Mann hinter dem Falschgeld auf die Schliche zu kommen. Und bei dieser Detektivarbeit kommt nun auch besagter Graf von Cagliostro ins Spiel, ein im 18. Jahrhundert nicht nur in Italien sein Unwesen treibender Okkultist und Betrüger. Mit dem durchtriebenen Begründer der ägyptischen Freimaurerei haben sich literarisch bereits ein Alexandre Dumas oder musikalisch ein Johann Strauss befasst. Bei Miyazaki wirkt Cagliostro jedoch eher wie ein abgehobener Bösewicht aus dem Jules-Verne-Kosmos. Vergnüglich detailliert schildert der Film sein in einem europäischen Kunststaat angesiedeltes Reich. In einem Neuschwanstein nicht unähnlichen Fantasieschloss hält Cagliostro auch eine Prinzessin gefangen. Um sie zu befreien, muss Lupin III Falltüren überwinden und sich mal tauchend oder über Dächer steigend anschleichen. Diese bemühten Einbruchversuche, die auch an Lasern und Fotos knipsenden Büsten vorbeiführen, inszeniert Miyazaki mit einer Lockerheit und Lust am Slapstick, die auch heute noch ihren naiven Charme entfalten. Was dem leichtfüßigen Abenteuerfilm jedoch abgeht, ist die verwunschene Poesie und humanistische Weltanschauung von Miyazakis Spätwerk. Aber diese Tatsache zeigt auch nochmal die bewundernswerte Entwicklung, die dieser weltweit anerkannte Filmemacher in den letzten 45 Jahren genommen hat.

Am 8. April 2024 im Cinemaxx, Mathäser, Monopol (dort auch am 9. und 10. April), auf Deutsch oder auf japanisch mit deutschen Untertiteln

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