Unser liebster Bürohengst: "Stromberg - Der Film" in der AZ-Kritik

Die Bilder sind nicht groß, aber der Mann schon: „Stromberg“ kommt ins Kino
von  Michael Stadler

Die Bilder sind nicht groß, aber der Mann schon: „Stromberg - Der Film“ kommt ins Kino

Das Kino ist für Bernd Stromberg, den stahlharten Bürohengst, eine einzige Befreiung. Raus aus dem Mief der Capitol Versicherung geht es im Filmausflug, hin zu einer, zugegebenermaßen ebenfalls biederen, aber immerhin ausgelagerten Party.

Der Ansatz eines Roadmovies deutet sich an, wenn Stromberg mit Belegschaft im Bus zur Jubiläumsfeier der Capitol fährt und die Reise sich dehnt. Bis Stromberg selbst das Steuer übernimmt, er schon immer eine Führungspersönlichkeit, angetrieben von der Suche nach dem eigenen Vorteil, womit er im deutschen Fernsehen wunderbar die Humorform des Fremdschämens etabliert hat.

Im Rücken haben Stromberg und seine Leute jedoch schon die drohende Kündigung: Mitarbeiter werden abgebaut, die Schließung der Filiale liegt in der Luft. Das Hotel, wo die Belegschaft dann doch bald ankommt, könnte der Ort werden, wo das Aus bekannt gegeben wird. Stromberg verzettelt sich erstmal in einen Kleinkrieg mit dem ewig steifen Ernie (Biedermeier in Perfektion: Bjarne Mädel), aber dann schafft er es tatsächlich, den Chef ganz oben auf seine Seite zu ziehen. Aber für wie lange?

Finanziert durch die Fans

Ein Gespür dafür, dass sie es nach fünf Serienstaffeln im Kino richtig krachen lassen müssen, haben Autor Ralf Husmann und Regisseure Arne Feldhusen auf jeden Fall. Der Film, der als letztes Stromberg-Abenteuer angekündigt wurde, konnte dabei mit Hilfe der Fans gestemmt werden: Innerhalb einer Woche brachte das Crowdfunding eine der insgesamt 3,3 Millionen für die Produktion ein. Ein Liebesbeweis für Stromberg, da steht er dicke in der Bringschuld und lässt sich dann auch nicht lumpen.

Ästhetisch ist der Film ganz der Serie verhaftet, gibt den Anschein des Dokumentarischen, da ja immerhin ein Fernsehteam Stromberg und sein Team bei ihrem munteren Treiben beobachtet. Dass man dann doch das Gefühl hat, ein überlanges Serienfinale mit wenig großen Bildern zu sehen, macht wenig aus, weil Autor Husmann weiterhin seine Büropappenheimer sehr gut kennt und sie in herrlich komische Situationen treibt, die Feldhusen souverän zu inszenieren weiß.

Und Christoph Maria Herbst beherrscht Stromberg aus dem effeff – wie präzise komisch er Mimik, Gestik und bösen Sprachwitz timed, das ist wirklich großes Kino. Im Film darf Stromberg unvermutet seine romantische Seite entfalten, wobei er wohl gar nicht recht weiß, wie das geht mit dem Sex und der Liebe. Da schämt man sich gar nicht mehr fremd, sondern fühlt mit.

Kino: Arri, Atelier, Gloria, Mathäser, CinemmaxX, R: A. Feldhusen (D, 100 Min.)

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