„Thor – The Dark Kingdom“: Die AZ-Kritik
Der neue Streifen über den Marvel-Helden Thor ist visuell aufregendes 3D-Kino – und pfeift auf die Logik. So sah die AZ-Kulturredaktion „Thor – The Dark Kingdom“.
München – Da werden selbst die Götter verrückt. Mittlerweile hat sich im Comic-Film-Universum von Marvel eine Komplexität eingestellt, die nur der Hardcore-Fan durchblickt. Und dieser neue Film macht die Sache wirklich nicht einfacher. Was bisher geschah: Letztes Jahr wurde in dem Superhelden-Blockbuster „The Avengers“ die Welt vor Loki gerettet.
Der war bereits im ersten Thor-Film vor zwei Jahren böse auf seinen Bruder, also jenen titelgebenden Donnergott, weil der lange blonde Haare und einen kräftigen Schwung hat, zudem von Vater Odin das ganze Königreich versprochen bekam. Dabei ist Loki eigentlich fähig auf dem gesellschaftlichen Parkett, schlau dazu und eigentlich der interessantere Bruder. Er hat aber dieses Hammer-Egoproblem. Nun kommt er ins Gefängnis. Für immer, wie Odin sagt. Thor kloppt derweil die Bösewichte aller Welten zusammen, auf dass sie Respekt vor ihm lernen und er Odin nachfolgen kann.
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Man sieht: Es fehlt an einem Problem, das die Aufmerksamkeit der Blockbuster-erfahrenen Zuschauer binden könnte. Da reicht auch eine Liebesgeschichte mit Natalie Portman nicht (mehr). Die Filmemacher haben eine tollkühne Lösung parat: Nicht nur die Erde ist bedroht, sondern gleich neun Universen, die einmal alle fünftausend Jahre in einer Linie stehen und zu diesem Zeitpunkt den sogenannten Dunkelelfen die Möglichkeit geben, alles auf einmal zu vernichten.
Man sollte dieser Handlung auf keinen Fall ernsthaft folgen, das tut der Film selbst nicht. Aber er tanzt lustvoll auf seinem absurden Parkett und im Gegensatz zum ersten Thor vorwiegend in digitalen Welten.
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Hier liegt der größte Reiz der Produktion: Die Wüsten, Partikelwirbel und Großraumschiffe kriegen in offensichtlich teurem 3D erstaunliche Körperlichkeit. Seltsame Orte wie Wanenheim, Schwarzalbenheim oder London wirken fast gleichermaßen real, auch wenn das himmlische Asgard erneut einer Kitschboutique gleicht. Trotz aller eklektischer Architekturreferenzen auf Byzanz und Rom und Hastdunichtgesehen bleibt jedoch insgesamt das schale Gefühl, dass das Vorstellungsvermögen von Fantasiewelten im Auenland der Hobbits Halt gemacht hat.
Aber der krude Action-Mix gelangt in der letzten halben Stunde zu höherer Ordnung. Der Clash der verschiedenen Welten ist dann wunderbares, fast reines Kino, in dem die Bilder, Helden und Feinde durcheinanderpurzeln. Noch weniger Logik geht auf diesem Schlachtfeld der Wahrscheinlichkeiten kaum, dafür setzt der Film auf mehr Loki.
Kino: Leopold, Mathäser (auch in OF), Royal; Museumlichtspiele und Cinema in OF
R: Alan Taylor (USA, 110 Min.)
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