"The First Purge": Die AZ-Filmkritik

Das gesellschaftliche Gemetzel "The First Purge" kehrt im vierten Aufguss ganz zurück an den Anfang.
von  Maximilian Haase
Chief of Staff Patch Darrgh (Arlo Sabian, l) und Dr. Updale (Marisa Tomei, r) in "The First Purge".
Chief of Staff Patch Darrgh (Arlo Sabian, l) und Dr. Updale (Marisa Tomei, r) in "The First Purge". © Annette Brown/Universal Pictures/dpa

Die USA der nahen Zukunft sind fast frei von Kriminalität. Erkauft werden die scheinbar paradiesischen Zustände mit einem Kompromiss: Einmal im Jahr dürfen die Bürger einander ungestraft quälen, morden und abschlachten.

Auf dieser bestialischen Grundlage fußt die Thriller-Reihe "The Purge", die vor fünf Jahren mit "Die Säuberung" begann und in "The Purge: Anarchy" (2014) und "The Purge: Election Years" (2016) ihre Fortsetzung fand.

Blick auf den Ursprung

Nachdem die ersten drei Teile der düsteren Dystopie nacheinander den Horror der "Purge"-Nacht, ihre sozialdarwinistische Dimension und den Kampf dagegen zeigten, blickt der aktuelle Teil zurück: "The First Purge" beleuchtet die Ursprünge der blutigen Selbstjustiz-Tradition. Das Prequel setzt wieder mehr auf politische Kritik - bleibt damit jedoch abermals an der Oberfläche.

Der Thriller "The First Purge", bei dem Schöpfer James DeMonaco die Regie diesmal abgab, zielt auf ähnlich simple Erklärungsmuster, wie sie bisweilen auch in höchsten Kreisen kursieren. Dass das wirtschaftliche und politische Heil einer Nation nur durch die psychologische Abfuhr aufgestauter Gewalt- und Autoritätstriebe bewahrt werden kann: Das glaubt die im Film regierende Partei der "New Founding Fathers", die zu diesem Zweck von einer Psychologin (Marisa Tomei) das Purge-Experiment erfinden lässt.

Arme werden zu Opfern des Spektakels

Die Premiere des grausamen Schauspiels findet zunächst als "Test-Purge" nur örtlich begrenzt statt: Der New Yorker Bezirk Staten Island wird vom Rest des Landes isoliert und zur gesetzesfreien Zone erklärt, in der für eine Nacht jedes Verbrechen ungeahndet bleibt.

Die klischeehaft gezeichneten, in Trump-Zeiten jedoch gar nicht mal so realitätsfern wirkenden "Gründerväter" erblicken in den blutigen zwölf Stunden eine "Säuberung", die wieder gesellschaftliche Klarheit schaffen soll - und ihnen Kontrolle und Macht sichert. Da die Teilnahme beim "First Purge" noch "freiwillig" ist, bieten sie allen, die in der markierten Zone bleiben, große Summen an Geld. Natürlich sind es vor allem die Abgehängten und Armen, die sich so überreden lassen, zu Opfern des Spektakels zu werden.

Während die Regierung, die das Konzept landesweit durchsetzen will, also mit russischen Söldnertrupps nachhilft, greifen Dmitri und seine Jungs ebenfalls zu den reichlich vorhandenen Waffen. Die politische Botschaft von "The First Purge" ist durchaus radikal: Es beginnt ein blutiger Klassen-Kampf der meist schwarzen sozial Abgehängten gegen eine weiße Oberschicht, die ihre kapitalistische und nationalistische Macht diesmal völlig unverschleiert auf den Leichen der Armen zementiert.


R: Gerard McMurray (USA, 97 Mi.) Kinos: Cinema (OV), Mathäser, Royal

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