"Springsteen": Darum ist Jeremy Allen White die optimale Besetzung
Optisch gleichen sich Bruce Springsteen (76) und Jeremy Allen White (34) nur bedingt. Bei beiden ist merklich viel Arbeit in den Muskelaufbau geflossen, das mag stimmen. Ihre Gesichtszüge hingegen weisen wenig Gemeinsamkeiten auf. Dennoch ist White die Optimalbesetzung für "The Boss" im Biopic "Springsteen: Deliver Me From Nowhere", das ab dem 23. Oktober in den deutschen Kinos startet - und das liegt an den Rollen, die er zuvor und ausgesprochen überzeugend verkörpert hat.
Die andere Seite von "The Boss"
Ein hochtrabender Spitzname wie "The Boss" kommt nicht von ungefähr, er muss hart erarbeitet werden. Die Handlung von "Deliver Me From Nowhere" steigt in jener wegweisenden Zeit ein, in der es nur zwei Richtungen für den jungen Bruce zu geben schien: weiterhin steil bergauf oder ebenso rapide zurück in die Versenkung.
Das Biopic von Scott Cooper dreht sich rund um die Entstehung von Springsteens solo aufgenommener Akustik-Platte "Nebraska" im Jahr 1982. Eine interessante Entscheidung, schließlich handelt es sich dabei um sein bereits sechstes Studioalbum. Doch wie bei keinem Werk zuvor gewährte der Musiker darin intime Einblicke in sein Seelenleben.
White kann Stärke und Zerrissenheit
Seine erste Kino-Hauptrolle hatte Jeremy Allen White bereits 2013 in dem Thriller "Bad Turn Worse" inne, 2018 folgte das Liebesdrama "After Everything". Sein bislang produktivstes Kinojahr ist 2023. Mit dem Flüchtlingsdrama "Fremont", dem Sci-Fi-Film "Fingernails" und dem Sportlerdrama "The Iron Claw" zeigte er, dass er komplexe Stoffe bevorzugt.
Schon in seiner Durchbruchsrolle als ebenso blitzgescheiter wie rebellischer Phillip Ronan "Lip" Gallagher in der Serie "Shameless" bewies White sein Talent für ambivalente Rollen. Noch deutlicher wurde das in einer weiteren Serie über eine dysfunktionale Familie, der hochgelobten Küchenschlacht "The Bear: King of the Kitchen". Als Hauptfigur Carmen "Carmy" Berzatto schwankt White zuweilen sekündlich zwischen Genie und Wahnsinn, zwischen Hin- und Aufgabe.
Seine mehrfach mit Emmys und Golden Globes ausgezeichnete Darbietung dürfte einer der Hauptgründe gewesen sein, warum er letztendlich das Rennen um "Deliver Me From Nowhere" gemacht hat. Denn in Sachen Tatendrang und Selbstzweifel stehen sich der fiktive Carmy und der reale Bruce mit Mitte 30 erstaunlich nahe.
Wie einst Joaquin Phoenix
Den "Chef's Kiss", also die höchstmögliche Ehrerweisung, bekam White vom "The Boss" höchstpersönlich. Als Studiogast in der "Graham Norton Show" schwärmte Springsteen, dass der Schauspieler seinen ganz eigenen Weg gefunden habe, ihn gesanglich zu verkörpern. "Jeremys Stimme ist in keiner Weise imitierend. Wenn er die Lieder singt, taucht er in das Innenleben der Musik ein und fängt das Wichtigste bei der Aufführung eines Musikstücks ein. Das tut er nicht nur im Lied, sondern auch in seiner Darbietung, und es fühlt sich einfach sehr echt und sehr authentisch an."
Das erinnert alles stark an ein anderes gelungenes Biopic. Auch in "Walk the Line" über Countrystar Johnny Cash wies Hauptdarsteller Joaquin Phoenix nicht wirklich optische Ähnlichkeiten zum Original auf. Doch wie nun White sang er darin selbst und konnte mit seiner Interpretation der Cash-Klassiker punkten.
Bei den Academy Awards kommen Musiker-Biopics traditionell bestens an. Vielleicht also wartet das kommende Jahr sogleich mit einem weiteren Meilenstein im Schaffen von Jeremy Allen White auf - die Aussicht auf einen Oscar in der Nacht vom 15. auf den 16. März. Dann wäre aus dem Serien-Küchenchef wahrlich der Hollywood-Boss geworden.
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