So ist der Film "Beste Chance" von Marcus H. Rosenmüller
"Liebe is', wenn's größer is' als Freiheit", erklärt Kati der besten Freundin Jo. „So ein Schmarrn“, meint die nur. Und in dieser lapidaren Antwort liegt ganz viel zart-raues Einverständnis. Es die Nacht vor Katis 17. Geburtstag Mitte der 90er. Die Mädels sitzen im „geliehenen" VW-Bus von Katis Papa, hören Musik, rauchen, teilen ein Bier, bis die Sonne aufgeht hinter den Hügeln ihres Dorfes Tandern im Dachauer Hinterland.
In dieser „Besten Zeit" (2007) ging es auch um jugendliche Rebellion gegen die Eltern, gegen vorgezeichnete Wege. Es war der Auftaktfilm einer Trilogie von Marcus H. Rosenmüller nach seinem Überraschungserfolg 2006 von „Wer früher stirbt, ist länger tot“.
Rosenmüllers „Beste“-Filme sind eine atmosphärische, humorvolle, herzerweichend melancholische und poetische Liebeserklärung an das Jungsein auf dem Land. Und nostalgisch ist das alles auch, weil man mit den Geschichten in die vordigitale Zeit zurückspringt, in die 90er und damit in Rosenmüllers eigene Jugend. Seine Trilogie über das bald Erwachsensein-Müssens-Zeit ist jetzt, mit dem dritten Film, in der Studentenzeit angekommen. Und damit bei der Frage: Was mache ich wirklich aus meinem Leben?
Die verlorene Kindheit
Kati (Anna Maria Sturm) nutzt noch einmal die „Beste Chance“, also Gelegenheit eines Aufschubs vor dem Erwachsensein. Sie macht sich auf die große Reise – nach Indien, ihrer besten Freundin Jo (Rosalie Thomass) hinterher.
Im ersten Film hatte sie sich noch gegen ihr Amerika-Jahr als Austausch-Schülerin entschieden. Sie war verliebt in den Falschen (Florian Brückner). Aber es gab damals ja noch den wunderbaren Freund Rocky (Ferdinand Schmidt-Modrow), der jetzt, sieben Jahre später im Eigenheim und vor dem Traualtar landen könnte. Und den Krisenhelfer Toni (Volker Bruch), der oft nur „Passt scho“ sagt und jetzt vielleicht doch die Jo bekommt, in die er schon so lange verliebt ist.
Das Mittelstück der Trilogie – „Beste Gegend“ - stellte Freundschaften auf die Probe, baut Wegkreuzungen ein, an denen man sich entscheiden musste. Die Probleme wurden existenzieller, man musste den anderen auch loslassen können. „Beste Gegend“, hatte Rosenmüller im AZ-Interview zum Filmstart erklärt, „ist der nicht geografisch gemeinte Ort, den man sich erobert hat, an dem man sich umarmt, geliebt fühlt. Und auch eine Metapher für das verlorene Paradies der Kindheit.“
Nach der Abi-Prüfung wollen die Mädchen in die Welt hinaus, aber Katis Auto verreckt schon am Brenner, und dem Opa daheim geht es schlecht. Da gestehen die beiden in einer schönen Szene ihre Angst ein: die Angst vor der großen weiten Welt – und des Erwachsenseins.
„Beste Chance“ startet am Donnerstag in den Kinos
- Themen: