"Sicario 2": Schlepperbandenkriege in der AZ-Filmkritik
Mit seinem düsteren Action-Thriller "Sicario" tauchte Regisseur Denis Villeneuve vor drei Jahren tief ein in den Krieg der amerikanischen Regierung gegen mexikanische Drogenkartelle. Der Film überzeugte gerade durch seine ungefilterte Härte, mit der er die brutalen Methoden der Drogenmafia vorführte, deren vollkommene Immoralität längst auch das Wertesystem der regierungsamtlichen Gegner infiziert hat.
In der Fortsetzung "Sicario 2" unter der Regie von Stefano Sollima ("Gomorrha") verlagert sich der Blick nun vom Kokain- auf den Menschenschmuggel. Nach einem Selbstmordanschlag von vier Dschihadisten steht für die Ermittler bald fest, dass die Drogenkartelle an der Einschleusung der Attentäter beteiligt sind. Der CIA-Agent Matt (Josh Brolin) wird beauftragt, einen Krieg zwischen den rivalisierenden Kartellen in Mexiko anzufachen. Mit Josh Brolin und Benicio del Toro bilden erneut zwei erstklassige Schauspieler das Fundament des Films.
Film spielt in Texas
In der ersten Folge wurde den beiden zynischen Männerfiguren die fabelhafte Emily Blunt in der Rolle der idealistischen FBI-Agentin zur Seite gestellt. Genau dieser moralische Counterpart fehlt in "Sicario 2" auf schmerzliche Weise, was den Film auch in seiner Gewalttätigkeit zuweilen ein wenig eintönig werden lässt.
Zudem hätte die Angelegenheit deutlich mehr politische Bezugnahme vertragen, gerade weil sich "Sicario 2" auf einem solch aufgeladenen symbolischen Terrain bewegt. Schließlich spielt ein großer Teil des Filmes in McAllen, Texas - genau jenem Grenzstädtchen, in dem vor vier Wochen der politische Kampf um die Migration eskalierte, als die Grenzpolizei die Kinder illegaler Immigranten gewaltsam von ihren Eltern trennte.
"Sicario 2" verankert sich zwar im aktuellen Migrationskontext, weiß jedoch mit dem brisanten Thema erstaunlich wenig anzufangen. Als handwerklich versierter Actionfilm funktioniert das Werk hingegen außerordentlich gut. Die Gewaltszenen sind mit realistischer Härte, aber keineswegs mit übertrieben voyeuristischer Schaulust in Szene gesetzt. Die ungewöhnlich strenge Freigabe ab 18 ist dennoch vollkommen gerechtfertigt.
Kino: Cinemaxx, Gabriel, Mathäser, Münchner Freiheit (auch OmU), City (OmU) sowie Cinema und Museum (OV) R: St. Sollima (USA,122 Min.)
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