Raumschiff Enterprise reloaded: Fremde Galaxien, vertraute Figuren
Selbst unter ihrem futuristischen Helm sieht man Uhura (Zoe Saldana) ihre Angst an. Die Furcht ist aber auch verständlich, denn vor ihr hat sich eine Horde kriegslüsterner Klingonen aufgebaut. Vorsichtig beginnt die Herrin aller Sprachen auf Klingonisch zu radebrechen, um die „Wir kommen in Frieden”-Botschaft der Enterprise-Crew zu übermitteln. Die Antwort kommt prompt: In Form von blitzenden Phaserschüssen, die jeden weiteren Dialog zwecklos machen. Und auch wenn es sich beim Verhandlungs-Störenfried nicht um einen Klingonen, sondern „nur” um den Einzeltäter John Harrison (Benedict Cumberbatch) handelt, so vermittelt die Sequenz doch, was „Star Trek” früher war und zu was es unter J. J. Abrams wurde.
Einst machten sich Captain Kirk, Pille oder Scotty auf, um „fremde Galaxien zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen”. Jetzt darf nicht mehr lange konferiert werden, um einen friedlichen Austausch mit außerirdischen Lebensformen zu erreichen.
Dank Puls treibender Bombast-Musik, abrupter Szenenwechsel und wuchtiger Daueraction erinnert „Star Trek” mittlerweile mehr an „Star Wars”. Der Feind entpuppt sich passend zu dieser Neuausrichtung als ein rasender Terrorist mit übermenschlichen Kräften und undurchsichtigen Absichten. Für Kirk (Chris Pine) ist der Auftrag klar: finde ihn, fange ihn und – wenn möglich – töte ihn. Wenigstens schaltet sich hier die Vernunft, die Ratio des Halb-Vulkaniers Spock (Zachary Quinto) ein. Auge um Auge entspricht nicht seinem Denken.
Der Konflikt zwischen dem zwischenzeitlich degradierten Hitzkopf Kirk und seiner rechten Hand Spock steht im Zentrum des Sci/Fi-Films. Das ist nicht gerade originell, funktioniert jedoch immer noch dank scharfer Dialoggefechte.
Weniger gelungen ist aber die Entwicklung der Figuren. Wenn Kirk erst lernen muss, Verantwortung zu übernehmen und Spock sich von seinen Emotionen überwältigen lässt, mag Abrams an das Ende von „Der Zorn des Khan” gedacht haben, seinen Film glaubwürdiger und „logischer” macht es aber nicht. Überhaupt wirken die Anspielungen auf frühere Enterprise-Folgen eher so, als wollte man Hardcore-Trekkies ruhigstellen. Denn weder der Gastauftritt von Leonard Nimoy noch die Szene mit den Pelzbällchen-Tieren „Tribbles” bleibt mehr als ein Gag am Rande.
Stark ist „Star Trek Into Darkness” immer dann, wenn Cumberbatch („Sherlock”) mit diabolischem Charme die Überheblichkeit seiner Figur herausarbeiten darf. So gelingt es ihm mit List und Tücke sogar, Kirk zu einer Zusammenarbeit zu überreden. Was der alte Spock dazu sagen würde? „Faszinierend”.
Kino: Cinemaxx, Gloria, Mathäser, Mü. Freiheit, Royal, Cinema (OV), Museum Lichtspiele (OV)
R: J. J. Abrams (USA, 132 Min.)
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