"Poesie des Unendlichen“: Die Schönheit der Zahlen

Ein Herz erwärmendes Biopic: "Die Poesie des Unendlichen“ erzählt die wahre Geschichte eines unscheinbaren Mathematik-Genies.
Margret Köhler |
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Hardy (Jeremy Irons) und Ramanujan (Dev Patel, re.).
Wild Bunch Hardy (Jeremy Irons) und Ramanujan (Dev Patel, re.).

Mit eingezogenen Schultern, drückenden Schuhen und zu engem Kragen betritt der junge Inder den heiligen Rasen des altehrwürdigen britischen Trinity College. Srinavasa Ramanujan glaubt sich am Ziel seiner Wünsche. Im Madras des Jahres 1913 lebte er für die Mathematik, zeichnete im Hindu-Tempel verzwickte Formeln und Gleichungen, rannte mit seinen Ideen bei Familie, Freunden und Kollegen gegen die Wand. Ein liebenswürdiger Spinner, den niemand ernst nahm. Bis er sich traut, dem berühmten Mathematikprofessor G. H. Hardy zu schreiben. Der erkennt das Potenzial des kleinen Buchhalters und holt den „Rohdiamanten“ ins Herz der Forschung nach Cambridge.

Im Mittelpunkt der Verfilmung von Robert Kanigals „The Man Who Knew Infinity“ steht die komplexe Annäherung zwischen den beiden Hauptfiguren, ihre unterschiedliche Herangehensweise an die Wissenschaft. Hardy der kühle Analytiker und Atheist, Ramanujan der Brahmane und intuitive Autodidakt. Der eine will detaillierte Beweise, der andere glaubt an die Eingebung Gottes.

Manche Handlungsfäden verlieren sich

Filme über Wissenschaftler müssen nicht unbedingt nervig-trocken sein, wie die Erfolge von „The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben“ oder „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ zeigen. Doch so ganz kommt Newcomer Matthew Brown nicht an diese Vorbilder heran, manche Handlungsfäden verlieren sich, wie die Beziehung des Mathe-Genies zu seiner frisch angetrauten Frau, die zu Hause sehnsuchtsvoll auf ihn wartet und nie auf seine Briefe antwortet (natürlich lässt die böse Schwiegermutter sie verschwinden!).

Emotional spannend ist dagegen das Verhältnis zwischen Schüler und Lehrer, die Entstehung der Freundschaft zwischen „Slumdog Millionär“ Dev Patel und Oscarpreisträger Jeremy Irons als charismatischem Intellektuellen, dessen Fassade aus Konvention, Blasiertheit und Angst vor Gefühlen langsam bröckelt, bis er sich seiner Verantwortung und Zuneigung für den am Ende Todkranken bewusst wird. Plakativ ist die Zeichnung des Ersten Weltkriegs als historische Folie und die manchmal klischeehaften Nebenfiguren. Fein herausgearbeitet dagegen sind die starren Hierarchien und Regeln der viktorianischen Gesellschaft, Ablehnung, und Mobbing des „ungebildeten“ Außenseiters, der offene Rassismus. Trotz unverständlichem Zahlenwirrwarr ein Herz erwärmendes Biopic.


R&B: Matt Brown (GB, 109 Min.)
Kinos: ABC, Museum-Lichtspiele (OV)

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