Pierre Bergé über Yves Saint Laurent: "Wir waren nie getrennt"
Mode, Depression und Drogen: Ab Donnerstag wird in den deutschen Kinos das Biopic "Yves Saint Laurent" von Regisseurs Jalil Lespert (37) zu sehen sein. Doch der Film zeigt nicht nur, wie Yves Saint Laurent es seinerzeit schaffte, die Modewelt zu revolutionieren. Er stellt vor allem die Liebesbeziehung zwischen dem unnahbaren und schüchternen Designer und seinem Geschäfts- und Lebenspartner Pierre Bergé in den Mittelpunkt.
Die Gründung ihres gemeinsamen Modelabels "Yves Saint Laurent" im Jahr 1961 beeinflusste die Welt der Mode nachhaltig und prägte - vergleichbar mit Coco Chanel - die Modegeschichte. Bergé stand seinem Lebenspartner und Modeschöpfer bis zu dessen Tod im Jahr 2008 zur Seite.
Und er kannte ihn besser als kein anderer: "Den Leuten gefiel es, in Yves den Schwachen und in mir den harten Burschen zu sehen, das macht man gern mit Paaren. Tatsächlich war Yves sehr schüchtern, aber auch sehr schlau. Er wusste immer was er wollte", sagt der mittlerweile 83 Jahre alte Unternehmer nun im Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Stern".
Dabei war die Verbindung zwischen den beiden Männern offenbar keineswegs immer einfach. Es habe Zeiten gegeben, in denen er nicht mehr gewusst hätte, was das Wort "Krise" überhaupt bedeute, da Saint Laurent eigentlich immer in einer Krise gesteckt habe, berichtet Bergé. Verantwortlich für die Schwierigkeiten in der Beziehung sei vor allem Saint Laurent selbst gewesen. Der Designer habe mit Alkohol- und Drogensucht zu kämpfen gehabt und außerdem an manischer Depression gelitten. Saint Laurent habe in Melancholie gelebt.
Trotzdem versuchte Bergé immer sein Bestes zu geben: "Wenn Sie eine Beziehung zu einem Alkoholiker haben, zu einem Drogensüchtigen, was wollen Sie da groß machen? Es ist eine Krankheit, sonst nichts." Er habe immer versucht, seinem Lebensgefährten zu helfen. Richtig glücklich sei der Modeschöpfer nur zweimal im Jahr gewesen, "im Beifallsturm seiner Schauen". Dementsprechend sei die Liebe zwischen Bergé und Saint Laurent geprägt gewesen von "vielen Tiefen und ein paar Höhen".
Als es Bergé im Jahr 1976 zu viel wird, zieht er aus der gemeinsamen Zwölf-Zimmer-Wohnung aus. Doch trotz dieser Entscheidung waren der Modeschöpfer und der Mann an seiner Seite über all die Jahre unzertrennlich: "Wir wohnten nicht mehr zusammen, aber wir waren nie getrennt. An jedem einzelnen Tag haben wir uns gesehen, und wenn das nicht ging, haben wir miteinander telefoniert. Fünf Jahrzehnte lang. Es war sehr schwierig für mich, ihn nicht sprechen zu können. Nein, es war mir sogar unmöglich."