"Parfum des Lebens": Wenn zwei sich beschnuppern

Die Komödie erzählt von einer schwierigen Annäherung.
von  Margret Köhler
Anne Walberg (Emmanuelle Davos) komponiert Parfums.
Anne Walberg (Emmanuelle Davos) komponiert Parfums. © 24 Bilder

"Danke" oder "bitte" gehören nicht unbedingt zu ihrem vorrangigen Sprachschatz. Die Ex-Parfümeurin Anne Walberg ist eine egozentrische Zicke, die allen auf die Nerven geht. Ganz besonders ihrem Fahrer Guillaume Favre, der von seinem Chef dazu verdonnert wird, diese anspruchsvolle Kundin durch die Gegend zu kutschieren, obgleich er ein saumäßiger Chauffeur ist und sich nicht unterordnet.

Dabei steht ihm das Wasser bis zum Hals: Er will das Besuchsrecht für seine Tochter, aber die Ex-Frau stellt sich dagegen und mit dem Ein-Zimmer-Appartement hat er schlechte Karten. Die Polizei hat ihn schon einige Male wegen Schnellfahrens geblitzt, deshalb wackelt auch noch sein Job. Wenn die Lady unzufrieden mit ihm ist, droht die Entlassung.

Comedy-Drama über zwei im Treibsand des Lebens strampelnde Menschen.

Madame schikaniert ihn mit Bravour, lässt ihn Koffer schleppen, im Hotel die Laken tauschen und mäkelt ständig an ihm herum. Die Geschichte von einer der besten "Nasen" weltweit, die für Diors "J´Adore" verantwortlich zeichnete und ihren Geruchsinn verloren hat, sich jetzt als Geruchsberaterin durchschlagen muss, wird bei Grégory Magne zu einem Comedy-Drama über zwei im Treibsand des Lebens strampelnde Menschen.

Angedeuteter Humor, eine Prise Tiefgang und französischer Charme

Klar, dass die beiden gebeutelten Seelen nach und nach Sympathie füreinander entwickeln und beim Kampf gegen die Verzweiflung sich annähern, ohne dass es zu einer romantischen Lovestory kommt. Die Perfektionistin, deren Ego darunter leidet, dass sie auch schon mal den Duft einer Höhle oder einer Ledertasche bestimmen soll, und der Chaot beschnuppern sich und kriegen sich in die Wolle, bis sie merken, dass sie sich allein schon geschäftlich wunderbar ergänzen. Er geht auf Menschen zu und sorgt für bessere Honorare, beschützt sie in ihrem Autismus und ihrer Angst vor Fremden wie ein Bodyguard.

Beide helfen sich gegenseitig, neues Selbstvertrauen zu finden. Das erfrischende Duo Emmanuelle Davos und Grégory Montel tanzt den Tango auf die spröde, aber lässige Tour und findet erst spät aus der persönlichen Krise und Einsamkeit heraus. Bei dem oft nur leicht angedeuteten Humor, einer Prise Tiefgang und französischer Charme nimmt man gerne einige Längen in Kauf. Hauptsache der Wohlfühlfaktor stimmt.


R: Grégory Magne (F 100 Min.) K: Theatiner Kino

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