"On Swift Horses": Ein queeres Americana-Mosaik mit Schwächen
Julius (Jacob Elordi) kehrt aus dem Koreakrieg zurück - wortkarg, ruhelos, ein Fremder im eigenen Leben. Er zieht vorübergehend bei seinem Bruder Lee (Will Poulter) und dessen Verlobter Muriel (Daisy Edgar-Jones) ein. Zu dritt leben sie anfangs in einer kleinen Stadt im mittleren Westen und hegen den Plan, gemeinsam ein neues Leben in Kalifornien zu beginnen.
Während Lee und Muriel wirklich in den Golden State ziehen, geht Julius eigene Wege. Er landet in Las Vegas, versinkt im Glücksspiel und stürzt sich in eine intensive - und im gesellschaftlichen Klima der 1950er Jahre verbotene - Beziehung mit dem geheimnisvollen Henry (Diego Calva). Währenddessen entdeckt auch Muriel, ganz für sich, eine stille Rebellion: Pferdewetten, die verborgene Zuneigung zu ihrer Nachbarin Sandra (Sasha Calle) und ein wachsendes Unbehagen mit der Rolle, die ihr als Ehefrau zugedacht ist.
"On Swift Horses", ab 29. Mai in den deutschen Kinos, basiert auf dem gleichnamigen Roman von Shannon Pufahl und ist ein stilles, sinnliches Drama über Verlangen, das sich nicht artikulieren darf. Regisseur Daniel Minahan nimmt sich viel Zeit für Blicke, Gesten und Zögern - manchmal zu viel. Was bei anderen Filmen Spannung erzeugt, wirkt hier streckenweise wie Stillstand. Und doch: In den besten Momenten gelingt es dem Film, eine fast schmerzhaft dichte Atmosphäre aus Nähe und Unerreichbarkeit zu schaffen.
Jacob Elordi liefert seine bisher vielleicht stärkste Leistung. Sein Julius ist charismatisch, abweisend, innerlich zerrissen - ein Mann, der versucht, sich selbst zu entkommen, und dabei nur noch tiefer in sich selbst versinkt. Die Chemie zwischen Elordi und Calva ist bemerkenswert: Ihre Szenen sind aufgeladen, ohne überzeichnet zu wirken. Auch Daisy Edgar-Jones überzeugt als Muriel, deren vorsichtige Selbstermächtigung leise, aber wirkungsvoll erzählt wird.
Optisch ein Genuss
Optisch ist "On Swift Horses" ein wahrer Genuss: staubige Straßen, Neonlicht, Wüstenlandschaften - ein sinnlich-melancholischer Blick auf die USA der Nachkriegszeit, geprägt von Kriegserinnerungen, unterdrückter Sexualität und dem Mythos vom Neuanfang.
Doch erzählerisch wirkt der Film oft überladen: Der Versuch, zwei parallel verlaufende Emanzipationsgeschichten zu erzählen, wirkt stellenweise unausgewogen. Einige Szenen ziehen sich, manche Nebenhandlungen verpuffen. Viel Stoff - und nicht alles fügt sich nahtlos zusammen. Zeitweise verzettelt sich der Film in poetischer Bildsprache und verliert dabei den Fokus.
Fazit
"On Swift Horses" ist kein einfacher Film. Er verlangt Geduld und ein Gespür für Zwischentöne. Wer sich aber auf das entschleunigte Tempo einlässt, wird mit einem sensibel inszenierten, queeren Drama belohnt, das vom Aufbrechen alter Rollenbilder und dem Wunsch nach einem anderen Leben erzählt. Jacob Elordi beweist einmal mehr, dass er mehr ist als ein Teenie-Schwarm - nämlich ein Schauspieler mit Tiefe und Mut. Kein perfekter, aber ein bemerkenswerter Film.
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