„Nomaden des Himmels“: Die Magie des Unberührten

In „Nomaden des Himmels“ verliert sich der Zuschauer in der Landschaft und Kultur von Kirgisistan. Die Filmkritik der Abendzeitung.
Matthias Pfeiffer |
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Tabyldy und seine Enkelin im Film "Nomaden des Himmels".
Neue Visionen Tabyldy und seine Enkelin im Film "Nomaden des Himmels".

München - Es gibt Ecken der Welt, die noch nicht mit Beton überzogen sind. Hier leben die Menschen wie unzählige Generationen vor ihnen. Wir haben davon gerne Entschleunigungsfantasien, in die wir uns vor unserem durchorganisierten Alltag retten. In „Nomaden des Himmels“ romantisiert Mirlan Abdykalykov überhaupt nichts – und schuf gerade deswegen einen wunderschönen Film.

Der Ort der Handlung ist Kirgisistan. Zwischen erhabenen Felsmassiven blicken wir auf das Leben einer Nomadenfamilie. Oberhaupt ist der alte Hirte Tabyldy (Tabyldy Aktanov), der hier mit seiner Frau Karachach (Anar Nazarkulova), seiner Schwiegertochter Shaiyr (Taalaikan Abazova) und seiner 7-jährigen Enkelin Umsunai (Jibek Baktybekova) lebt. Nur die Wetterstation des Meteorologen Ermek (Jenish Kangeldiev) erinnert an die technisierte Welt. Abdykalykov erzählt ihre Geschichte mit langen Einstellungen fast schon meditativ.

Die Atmosphäre ist dabei angenehm unaufgeregt. Doch auch hier hält die Moderne Einzug. Eine Eisenbahnstrecke soll gebaut werden. Baumaschinen dringen brutal in die Landschaft ein, Fortschritt und Tradition prallen aufeinander. Aber Abdykalykov nähert sich diesem Konflikt sachlich, anstatt eine Seite zu dämonisieren. So entwickelt sich auch eine vorsichtige Beziehung zwischen Ermek und Shaiyr. Es zeigt sich der Zwiespalt zwischen eigenen Bedürfnissen und familiären Erwartungen. Die Darstellung der Charaktere ist durchweg authentisch. So vergisst man, dass es professionelle Schauspieler sind.

Zusammen mit den grandiosen Aufnahmen der Bergwelt entsteht ein unwiderstehlicher Sog.


R: Mirlan Abdykalykov (KG, 78 Min.)
Kinos: Theatiner, Neues Arena

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