Neuauflage von "Mädchen Mädchen": Auf der Jagd nach dem ersten Orgasmus – und echter Freundschaft

In der Neuauflage des Filmes "Mädchen Mädchen" verfolgen die 17-jährige Inken (Kya-Celina Barucki) und ihre zwei besten Freundinnen ein Ziel: den ersten Orgasmus. Inkens Freund sieht zwar gut aus, erweist sich aber als äußerst egoistisch und folglich für diese Mission ungeeignet. Inkens Nachbar ist währenddessen seit Ewigkeiten in sie verliebt. Vielleicht passt er ja besser?

Zudem macht auch noch die wunderschöne und bei den Jungs beliebte Cheyenne Inken das Leben schwer. "Seit ich so viele Orgasmen habe, wache ich immer so auf", prahlt Cheyenne. Und natürlich wollen die drei Freundinnen genauso schön und energiegeladen aufwachen. Darum jagen sie auf Fahrradtouren über Kopfsteinpflaster, auf schlechten Tinder-Dates und mit "guided masturbation" den ersten Höhepunkt.
Ernstes zwischen Glitzer und Humor
Regisseurin Martina Plura kreiert in "Mädchen Mädchen" eine bunt-glitzernde Version des Teenie-Lebens mit sommerlichen Freibad-Kulissen und ausgefallenen Outfits. Dank der schnellen, sehr humorvollen Erzählweise und dem perfekt passenden Pop-Soundtrack - mit Songs wie "Oft gefragt" von AnnenMayKantereit - gibt es keine Minute Langeweile. Das Leben der Schülerinnen wird zwar hier und da etwas überspitzt klischeehaft dargestellt, es sind aber diese Übertreibungen, die dem Film auch Charme und Witz verleihen.

"Wenn wir Jungfrauen sind, sind wir prüde und wenn wir Sex haben, sind wir Schlampen"
Zwischen Glitzer und Humor kommen aber auch ernstere Themen vor - wie Mobbing, das Entdecken der eigenen Sexualität, der Umgang mit Geschlechtskrankheiten und Ungleichheiten zwischen Mädchen und Jungen. Eine von Inkens Freundinnen stellt resigniert fest: "Wenn wir Jungfrauen sind, sind wir prüde und wenn wir Sex haben, sind wir Schlampen."
Besonders schön zu sehen ist, wie sich die Mädchen hier, zuweil über persönliche Konflikte hinweg, unterstützen. Auch das bereits hundertmal verwendete Rollenbild des "mean girl" wird neu interpretiert, indem Cheyennes Charakter auch nette und solidarische Seiten erhält.

Erwachsene und Eltern sind verständnisvoll
Die Erwachsenen verhalten sich zwar alle "schrecklich peinlich", treten grundsätzlich aber als verständnisvolle Vertrauenspersonen in Erscheinung. So ist es zum Beispiel die neue Freundin ihres Vaters, die Inken bezüglich ihrer kleinen Oberweite Mut zuspricht und von ihren eigenen Erfahrungen mit ausbleibenden Orgasmen erzählt. Mit diesen offenen Gesprächen über weibliche Sexualität richtet sich der Film Mut machend und aufklärerisch vor allem an Mädchen im Teenageralter.

Die drei Hauptdarstellerinnen des Originals 2001 - Diana Amft, Karoline Herfurth und Felicitas Woll - hatten mit "Mädchen Mädchen" 2001 ihren Durchbruch. Mit Gesprächen über den anstehenden "Hot Girl Summer" und den "Gender Orgasm Gap" ist die Neuauflage im heute angekommen. Dies gilt auch für das Frauenbild. Der Film spielt mit Genderklischees, um mit diesen aufzuräumen. Tatsächlich besteht ein Großteil der Entwicklung der Mädchen darin, sich von Rollenerwartungen an sich selbst und an andere zu lösen. Auch eine lesbische Option ist jetzt klar ausgesprochen, während es 2002 bei Andeutungen blieb.
Kinos: Cadillac, Cinema, Mathäser, CinemaxX
R: Martina Plura (90Min.)