Es ist wieder Zeit für SM-Spielchen: Christan Grey und Ana Steele sind zurück im Kino. Aber erst einmal müssen sie wieder zueinanderfinden.Martin Heller
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Universal Pictures "Fifty Shades Of Grey - Gefährliche Liebe" ist das Mittelstück der BDSM-Trilogie.
Ein zigfacher Millionenbestseller war die "Shades of Grey"-Trilogie bereits in Buchform. Irre Social-Media-Reaktionen und über viereinhalb Millionen Kinobesucher
alleine in Deutschland sprachen dann auch bei der Verfilmung des ersten Teils der Erotik-BDSM-Romanze für sich. Die Kritiker hatten viel zu mäkeln - das Publikum ließ sich davon offenbar wenig beeindrucken. Erneut in der Zeit um den Valentinstag startet nun Teil zwei, "Fifty Shades Of Grey - Gefährliche
Liebe", in den Kinos. Der Abschluss der Trilogie, "Fifty Shades of Grey - Befreite Lust
", folgt am 8. Februar 2018. Zur Erinnerung: Der Milliardär Christian Grey (Jamie Dornan) hat die unschuldige, schüchterne Anastasia Steele (Dakota Johnson) verführt und ihr einen Einblick in seine BDSM-Vorlieben gegeben. Als seine "Sub", also in der
sexuellen Rolle der Unterworfenen, wollte er sie haben, geregelt per Vertrag. Keine Romantik, nur Sex
. Und bei Vertragsbruch: Bestrafung. Wie so eine Bestrafung aussieht, zeigte Christian seiner Gespielin am Ende des ersten Teils - mit sechs Schlägen mit einem Gürtel. Schockiert und angewidert verließ sie den Raum ... Der zweite Teil hätte nun wenig Sinn, würden Ana und Christian nicht wieder zusammenfinden. Und so geht's auch in der Handlung Schlag auf Schlag voran. Für Ana beginnt nach dem Studium ein völlig neuer Lebensabschnitt. Sie tritt einen Job als Assistentin in einem Verlagshaus an, wo ihr Vorgesetzter Jack Hyde (
Eric Johnson
) ihr bald schon an die Wäsche will. Dem hochgradig eifersüchtigen Christian gefällt das natürlich gar nicht. Er findet Wege, um den Nebenbuhler aus dem Weg zu schaffen (Verlagshaus kaufen, natürlich), macht sich damit aber auch einen nicht zu unterschätzenden Feind. Doch auch Ana nimmt Anstoß an Christians Bekanntschaften: Sie trifft auf Elena (Kim Basinger
, die schon 1986 in "9 1/2 Wochen" filmische BDSM-Erfahrungen sammelte), die Christian im zarten Alter von 15 Jahren ver- und in die BDSM-Welt einführte. Jede Menge Konfliktpotenzial also - auch im Inneren der Figuren. Drehte sich der erste Teil noch um das Kennenlernen und Anas Eintauchen in diese märchenhafte Welt des unbegrenzten Reichtums, gilt es nun die Hintergründe zu erfahren. Keine Regeln, keine Bestrafung, keine Geheimnisse diktiert Ana als Bedingung für das Wiederzusammenkommen. Was ist eigentlich in Christians Kindheit passiert, wer war seine Mutter, warum lässt er sich nicht überall berühren? Ana versteht es, Christian zu Antworten zu provozieren. Doch es ist ein anderer Faktor, der dem Film
mehr Tempo und Inhalt gibt als dem ersten Teil: Ana wird verfolgt. Eine mysteriöse, geschunden aussehende junge Frau konfrontiert sie auf der Straße. Verfolgt sie. Beobachtet sie. Bedroht sie. Die Liebe zu Christian wird für Ana gefährlich. Das Hauptaugenmerk liegt jedoch weiterhin auf Toys, Rollenspielchen und dem Überschreiten sexueller Grenzen. Und genau hier kommt sich der Film selbst in die Quere. Zweifelsohne verfügt er über einige Schauwerte. Die Unverblümtheit, mit der der Romanleser die Sexszenen geschildert bekam, kann der FSK-16-Film jedoch nicht bieten, auch der neue Regisseur James Foley agiert äußerst brav. Man wünscht sich beinahe ein Remake aus dem französischen Kino. Auch fällt es Foley schwer, die Emotionen zum Zuschauer zu transportieren. Geht es um die Gefühlswelt zwischen Christian und Ana, traut er sich nicht, die bedeutungsvollen Gesten für sich sprechen zu lassen. Stattdessen gibt's mit großer Verlässlichkeit eine überflüssige Dialogzeile, teilweise mit Fremdschämcharakter. Dort, wo es tatsächlich Fragen zu klären gäbe, fehlt dieser Enthusiasmus zum Reden: Die Thrillerelemente verblassen viel zu schnell und werden in den schönen Bildern und dem poppigen Soundtrack ertränkt. Alles schlecht also? Längst nicht. Sicher, große Filmkunst ist hier nicht zu sehen. Das hat aber auch niemand erwartet - schließlich verkaufte sich auch die Buchvorlage, ohne große Schreibkunst zu sein. Eine Faszination ist dem Thema aber nicht abzusprechen. In "Fifty Shades" wird in Herzschmerz gebadet. Der Stoff ist reizvoll, nicht obwohl, sondern weil sich diese übertriebene, unrealistische Geschichte in der Realität niemals ereignen würde. Christian Grey ist eine moderne (und erwachsenere) Version vom Märchen des Prinzen, der auf seinem Pferd angeritten kommt und die Prinzessin in ein königliches Leben entführt. Und in diese Träumerei und Schwärmerei entführt der Film den dazu bereiten Zuschauer hervorragend.