Mutter, Schwester, Oma

Die Mutter ein verantwortungsloses Gör, die Tochter ein überfürsorglicher Helikopter - und dann werden beide auch noch gleichzeitig schwanger. Das kann ja heiter werden! Wird's in der französischen Klamotte "Wie die Mutter, so die Tochter" aber nur bedingt.
Andreas Fischer |
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Sie will für immer 17 sein: Juliette Binoche scheint Spaß dabei zu haben, einen Teenager mit Ende 40 zu spielen.
2017 PROKINO Filmverleih GmbH Sie will für immer 17 sein: Juliette Binoche scheint Spaß dabei zu haben, einen Teenager mit Ende 40 zu spielen.
Die eine braust mit ihrem rosa Roller durch Paris, kommt zu spät und zu angetrunken zu einem Familientreffen nach Hause. Die andere räumt die Wohnung auf, bereitet das Abendessen zu und macht gute Miene zum bösen Spiel: Eigentlich ist es eine ganz normale Mutter-Tochter-Beziehung, die Mado und Avril führen. Und doch ganz anders: Mado ist 47 und ein verantwortungsloses Gör. Avril ist 30 und viel zu erwachsen. Als wäre das nicht genug Konfliktpotenzial, werden sie in der derben Klamotte "Wie die Mutter, so die Tochter
" auch noch gleichzeitig schwanger. Man kann der französischen Komödie von Noémie Saglio einen gewissen boulevardesken Charme nicht absprechen. Es ist durchaus amüsant, die große Juliette Binoche dabei zu beobachten, wie sie mit aller Macht jung bleiben will. Als Mado macht sie ihrer Tochter das Leben genauso zur Teenagerhölle: Obwohl sie ihr peinlich sind, erträgt Avril (Camille Cottin) die mütterlichen Eskapaden mit ziemlicher Gelassenheit. Bis sie erfährt, dass sie nicht nur selbst Mutter, sondern auch Schwester
wird. Denn Mado versteht sich immer noch ziemlich gut mit ihrem Ex, dem exzentrischen Dirigenten Marc (Lambert Wilson): Obwohl seit Jahren getrennt, spielen die beiden auf Geheiß von Avril immer wieder mal das perfekte Ehepaar, um den Schwiegereltern eine heile Welt vorzugaukeln. An solchen Abenden kommt dann manchmal das eine zum anderen, vor allem wenn man erfährt, dass man Oma
wird und im schlimmsten Fall bei der Tochter
ausziehen muss. Wer macht denn dann die Fischstäbchen zum Abendbrot? Ein bisschen kindsköpfig tapst sich der Film durch die verkehrte Welt, die sich Noémie Saglio und Co-Autorin Agathe Pastorino ausgedacht haben. Das Leben wird zum Hindernislauf, wobei sich vor allem Avril die Bremsklötze selbst anlegt. Aber da es in munteren Familienkomödien gute Sitte ist, einen Selbstfindungsprozess durchzumachen, wird sie schon locker werden, nachdem sie ihrem bemerkenswert unsichtbaren Freund Louis (Michael Dichter) im Wortsinne aufs Dach gestiegen ist. Auch Mado wird zu einer Anpassung ihres Lebensstils verdonnert und gewinnt die Erkenntnis, dass es erstens gar nicht so schlecht ist, ein bisschen Verantwortung zu übernehmen, und zweitens ihr Ex ein ziemlich guter Typ ist. Selbst wenn sein kleiner notgeiler Köter ständig mit einer Erektion zu kämpfen hat. Mit ein bisschen gutem Willen kann man die beiden Frauen dabei beobachten, wie sie sich eines engen Korsetts aus Erwartungshaltungen entledigen, das ihnen die Gesellschaft angelegt hat. Dafür muss man lediglich beide Auge zudrücken und ziemlich viel Klamauk und Nonsens über sich ergehen lassen.
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