Mc-Cartney-Tochter dreht Doku: Spiel's nochmal, Paul

Mary McCartney erzählt in einer Doku von den Abbey Road Studios.
von  Dominik Petzold
Sir Paul McCartney im Studio 2 der Abbey Road, wo die allermeisten Beatles-Aufnahmen entstanden sind.
Sir Paul McCartney im Studio 2 der Abbey Road, wo die allermeisten Beatles-Aufnahmen entstanden sind. © Mary McCartney

Für eine Dokumentarfilmerin sind Kontakte wichtig. Und Mary McCartney hatte, wie der Name schon vermuten lässt, die richtigen Telefonnummern, um in ihrem Film über die Londoner Abbey Road Studios die passenden Leute vor die Kamera zu bekommen.

Erinnerungen im Abbey Road Studio: Pink Floyd und Oasis 

In ihrer Disney-Plus-Doku "If These Walls Could Sing" erzählen Roger Waters und David Gilmour, wie sie hier 1973 mit Pink Floyd "Dark Side Of The Moon" aufnahmen - natürlich in getrennten Interviews, die Herren sind nicht gerade Freunde. Das Gleiche gilt für die Brüder Noel und Liam Gallagher, die in der Doku über selige Oasis-Tage in den Neunzigern sprechen, als sie aus den Studios flogen. Nicht etwa, weil sie herumprollten, sondern weil sie in maximaler Lautstärke Beatles hörten und die teuren Lautsprecher zerstörten.

"EMI Recordings Studios" werden erst durch die Beatles nach Abbey Road benannt

Womit wir beim wichtigsten Zeitzeugen wären, ohne den diese Doku sinnlos wäre: Paul McCartney, dem Vater der 1969 geborenen Regisseurin. Er erzählt, welchen Einfluss die in den 1930ern eröffneten "EMI Recordings Studios" an der Abbey Road auf das Schaffen seiner Band hatten: Die Beatles probierten einfach all die exotischen Instrumente aus, die da herumstanden, ob Mellotron oder Harmonium - anders hätte "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" niemals entstehen können. Die Studios wurden später nach der Abbey Road benannt, nachdem die Beatles mit ihrem so betitelten Album die Straße berühmt gemacht hatten.

Auch Jacqueline du Pré nahm in den Studios auf 

Viele Geschichten, die Paul seiner Tochter erzählt, konnten Fans freilich schon oft woanders hören und lesen. Die Disney-Plus-Doku ist voll auf den Streaming-Markt zugeschnitten, und Klassik-Fans können ebenfalls vom Algorithmus bedient werden, denn es gibt eine Passage über die Cellistin Jacqueline du Pré (1945-1987), die hier mit ihrem Ehemann Daniel Barenboim aufnahm.

Krise Ende der Siebziger: als Studio 1 fast geschlossen wurde 

Der Film ist zwar konventionell, aber für Musikfans allemal sehenswert. Gern hätte man allerdings mehr über die Krise Ende der Siebziger erfahren: Damals war sich die Popindustrie des Wertes ihrer Geschichte - also auch der Beatles-Historie - noch nicht bewusst, und das defizitäre Studio 1 wäre fast geschlossen worden.

Das besondere Zusammentreffen von Elton John und Paul McCartney

Die Rettung kam, als John Williams bei den Aufnahmen zum ersten Teil der "Indiana Jones"-Reihe merkte, wie einzigartig das Studio klang. Seither wird es gern für große Filmmusiken gebucht.

Und schließlich ist da noch Elton John. Der wird nach über 50 Jahren als Megastar vor der Kamera wieder zum Fan und berichtet von einem großen Moment seines Lebens: Als blutjunger, völlig unbekannter Session-Pianist traf er an seinem Arbeitsplatz an der Abbey Road einen um wenige Jahre älteren Musiker und bat ihn schüchtern, sein neuestes Lied zu spielen.

Und zu seiner lebenslangen Verzückung setzte sich Paul McCartney tatsächlich ans Klavier und sang für ihn "Hey Jude".


"If These Walls Could Sing", bei Disney+

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