Maximilian Leos Film "Hüter meines Bruders" in der AZ-Kriik

Die Perspektive Deutsches Kino eröffnet mit Maximilian Leos spannend-subtilem Drama "Hüter meines Bruders"
Michael Stadler |
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Maximilian Leos großartiger Erstlingsfilm "Hüter meines Bruders" eröffnet die Perspektive Deutsches Kino bei den Berliner Filmfestspielen

Da sitzen sie, die beiden Brüder, in einer Pause während ihres gemeinsamen Segeltörns an der Nordsee, trinken ein Bier. Der eine, Lebenskünstler Pietschi, konzentriert sich nicht aufs Gespräch, sondern auf eine schöne Frau, die am Tresen sitzt. Und Georg, verheiratet, gut situiert, Arzt, geht mal kurz aufs Klo, um bei seiner Rückkehr zu sehen, dass sein Bruder ihn sitzen gelassen hat. Ist Pietschi mit der Schönen am Tresen abgezogen? Jedenfalls kommt er gar nicht mehr zurück. Georg unterbricht den Urlaub, fährt nach Hause zurück, arbeitet weiter. Und ruft immer wieder seinen Bruder auf dem Handy an, der sich aber nicht mehr meldet. Pietschi ist verschwunden.

Vom Verschwinden der Menschen und dem, was die machen, die zurückbleiben - davon erzählen einige deutsche Filme auf der Berlinale, zum Beispiel  "Töchter" (im Forum) von Maria Speth über eine Mutter, die nach ihrer Tochter in Berlin sucht oder Wettbewerbs-Beitrag "Jack", in dem die Mutter zweier kleiner Jungs einfach nicht mehr auftaucht und Jack eine Odyssee, ebenfalls durch Berlin erlebt. Was macht man, wenn plötzlich der andere fehlt? Und vermisst?

Georg geht in das Apartment seines Bruders und fängt langsam an, nicht nur diese Wohnung, sondern auch das Leben seines Bruders zu bewohnen. Die letzte Freundin von Pietschi, Jule, die im gleichen Haus unten in der Bar kellnert, beginnt Georg zu treffen, umwirbt sie und hat dabei die Fotos, die er auf Pietschis Laptop gefunden hat, im Kopf. Der verschwundene Bruder wird zum Katalysator für einen Ausbruch, aus der bürgerlichen Existenz, die Georg langweilig geworden ist.

Den freien Lebensentwurf Pietschis hat er schon immer beneidet, auch wenn Pietschi offenbar, so findet Georg immer mehr heraus, nicht glücklich mit seinem Leben war. Erstlings-Regisseur Maximilian Leo inszeniert diese beklemmende Geschichte souverän und subtil, in toll komponierten Bildern (Kamera: Matteo Cocco). Indem Georg auf unheimliche Weise sich in Pietschis (vergangene) Existenz einnistet, hält er den Bruder gleichzeitig am Leben. Aber was, wenn Pietschi tatsächlich wieder auftaucht? Bis zum Ende hält Leos Erstling seine innere Spannung - ein gelungener Auftakt für die Perspektive Deutsches Kino auf der Berlinale.

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