Leben und Fragen in Balance

Eine echte Film-Kostbarkeit: "Still the Water" aus Japan ist poetisch, natürlich und stellt uns wunderbar sanft die großen Fragen
von  Adrian Prechtel

Eine echte Film-Kostbarkeit: "Still the Water" aus Japan ist poetisch, natürlich und stellt uns wunderbar sanft die großen Fragen

Mit dem Auto zum Starnberger See, mit dem Flugzeug von Stadt zu Stadt, mit unserem Zivilisationszeug am Strand, mit dem Mountainbike schnell durch Wälder und Felder... Gelingt uns überhaupt noch das unmittelbare Erleben der Natur? Und wenn ja, was macht es mit uns? „Still the Water“ ist ein wunderbarer Film, der sanft eine klare Geschichte erzählt und in der die Natur, ohne jede Esoterik, noch eine heilende Kraft besitzt.

Ein 15-jähriges Mädchen erlebt das Sterben ihrer Mutter. Aber eingebettet in Tradition, Familie, Freunde und vor allem die Natur verliert der Tod den Schrecken. Denn die Natur ist hier beseelend. Das Meer ist versöhnlich ewig und der alte Baum im Garten ein Freund.

Der Film ist poetisch und klar erzählt - ein berührendes Meisterwerk

Das Mädchen ist leicht verliebt in einen Jungen aus dem gleichen Dorf am Meer, dessen Vater nach Tokyo weggegangen ist. Der Junge verachtet seine Mutter für ihre vielen Liebhaber und bricht kurz nach Tokyo auf. Aber die Großstadt ist – wie in der Romantik – eigentlich ein lebensfremder Raum. Und er kommt zurück.

So erleben wir die Erwachsenenwelt – also uns selbst – aus der Perspektive von Teenagern, die unser Leben noch nicht fraglos mitmachen, noch neugierig sind und uns in unseren Fragwürdigkeiten durchschauen. Am Ende aber werden alle in „Still the Water“ ihren Frieden gefunden haben. Und ein kleiner Krimi ist auch noch mit eingebaut. Der Film – poetisch und klar erzählt – gibt die seltene Chance, zwei Stunden mitzufühlen, sich an Kindheit und Jugend zu erinnern, sich großen Fragen zu stellen.

Dass die 45-jährige japanische Regisseurin Naomi Kawase auch Dokumentarfilme macht, gibt ihren Spielfilmen eine große Natürlichkeit bei aller großen Poesie.

Am Ende geht man gestärkt und mit einem Geborgenheitsgefühl aus diesem völlig kitschfreien Film. Das ist wunderbar und besonders.

Kino: Neues Arena und Theatiner jeweils OmU R: Naomi Kawase (J, 120 Min.)

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