"La Mélodie": Musik schafft die Gemeinsamkeit

In "La Mélodie" beschwört Regisseur Rachid Hami die Integrationskraft des Musizierens. Die AZ-Kinokritik.
Margret Köhler |
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Tag und Nacht übt Arnold (Alfred Renely) für den großen Auftritt seiner Geigenklasse in der Philharmonie.
Prokino Tag und Nacht übt Arnold (Alfred Renely) für den großen Auftritt seiner Geigenklasse in der Philharmonie.

Franzosen lieben Filme, in denen scheinbar chancenlose Kids durch engagierte Lehrer wieder eine Zukunft bekommen. Christophe Barratier machte es vor mit "Die Kinder des Monsieur Mathieu" über Ängste und Hoffnungen Heranwachsender, Laurent Cantet brachte Jungs und Mädels mit Migrationshintergrund in "Die Klasse" wieder auf Erfolgskurs.

Bei Regisseur Rachid Hami, Franzose mit algerischen Wurzeln, ist es Violonist Simon Daoud (Kad Merad aus "Willkommen bei den Sch‘tis"), der – mangels Angeboten – von der Konzertbühne ins Klassenzimmer wechselt. Der feingeistige Mann kann wenig mit den lauten Schülern in einem berüchtigten Pariser Vorort anfangen, denen jeglicher Sinn für Geigenspiel und klassische Klänge fehlt. Mit Unterstützung eines Kollegen und viel Geduld gelingt es ihm, in kleinen Schritten die disziplinlosen Kulturbanausen zu motivieren, toleriert er auch mal schiefe Töne.

Vor allem der schüchterne Außenseiter Arnold (eine Entdeckung: Alfred Renely, der zum ersten Mal vor der Kamera steht) ist für ihn ein "ungeschliffener Rohdiamant" und Naturtalent. Doch das Ziel, ein Auftritt mit der Klasse in der Pariser Philharmonie steht in den Sternen. Die erste Probe klappt nicht und als dann noch der Übungsraum in Schutt und Asche versinkt, Simon ein attraktives Angebot für eine Konzerttournee erhält, steht alles auf der Kippe.

Natürlich überrascht das etwas dick aufgetragene "Happy End" in diesem herzerwärmenden Großstadtmärchen nicht- er setzt auf die etwas naive Wohlfühlbotschaft: Integration durch Musik als eine soziale Hindernisse überwindende Kraft. Dennoch kein Absturz in Sozialkitsch, kein aufgeblasener Pathos.

Durch die Fokussierung auf die natürlich aufspielenden Jugendlichen wirkt der Film authentisch, manchmal fast dokumentarisch. Trotz des bekannten Erzählmusters und oft strapazierten Klischees vom sanften Pädagogen als streng-liebevolle Vaterfigur, die Gemeinschaftsgefühl und Potenzial von unterprivilegierten Kindern weckt und dabei selbst neue Lebensenergie findet, klingt diese "Mélodie" noch lange nach.


Kino: City, Arena, Münchenr Freiheit sowie Isabella und Theatiner (OmU) | R: Rachid Hami (F, 102 Min.)

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