Kritik zum Super-Mario-Film: Bunte Abwechslung – ohne inhaltliche Tiefe

Mehr als 400 Millionen verkaufte Spiele, Umsätze von über 30 Milliarden Dollar. "Super Mario Bros.", die Nintendo-Erfindung vom japanischen Videospiel-Guru Shigeru Miyamoto, schreibt seit fast vier Jahrzehnten Fabelzahlen.
Umso verwunderlicher, dass es bei aller Vermarktung der beiden pixeligen Klempnerbrüder Mario und Luigi keine Armada an Verfilmungen gibt. Der Grund dafür liegt 30 Jahre zurück, beim katastrophal gescheiterten ersten Versuch, Super Mario als Realfilm auf die Beine zu stellen. Noch heute spricht man über den desaströsen Dreh und Stars wie Bob Hoskins oder Dennis Hopper, die sich das Desaster schön trinken mussten.
Kritik zum neuen Mario-Film: Schulterschluss zwischen Gamer-Welt und Hollywood
Nun aber soll alles anders, bunter, besser werden – und natürlich animiert. Bereits der Vorspann mit der Namensnennung von Miyamato und dem Animations-Mogul Christopher Meledandri ("Minions") suggeriert den Schulterschluss von Videospielwelt und Hollywood, eine Verbeugung auch vor den Gamern, die bereits den Trailer des Films 750 Millionen Mal angeklickt haben.
Zu Beginn löst der Film auch all diese Versprechen ein, erzählt er doch gewitzt von Luigi und Mario, Brüdern, die noch, ganz dem Italo-Klischee entsprechend, bei Mama wohnen und sich gerade beim beruflichen Flügge werden schwertun, belächelt von Vater und coolem Onkel.
Immerhin glaubt Mario an die Klempner-Selbstständigkeit und den Amerikanischen Traum, produziert vom letzten Geld einen Werbeclip, in dem die Brüder ihre Herkunft marktschreierisch mit aufgesetzt italienischen Akzent ("Mama Mia!") betonen. Als der erste Auftrag endlich kommt, wechseln die Regisseure Aaron Horvath und Michael Jelenic geschickt in den Videospiel-Guckkastenmodus und lassen die beiden Klempner-Helden wie in der Jump 'n' Run-Vorlage mit dem entsprechenden Sound über Hindernisse bis ins Ziel, einem New Yorker Loft, hüpfen. Dort feuert der perfekt getrickste Film – ganz wie in der "Minions"-Reihe – gleich ein wunderbares Slapstick-Feuerwerk ab, bei dem Mario und Luigi mehr Schäden verursachen als beheben.
"Der Super Mario Bros. Film": Keine Figurenentwicklung oder erzählerische Raffinesse
Die Filmemacher wissen aber auch, dass sie den Gamern mehr bieten müssen als eine kurze, charmante Vor- und Familiengeschichte der beiden Videospiel-Heroen. Deswegen flutschen die Latzhosenträger wenig später auch durch eine Abwasserröhre in die bekannten Spielkonsole-Welten: der mutige Mario ausgerechnet ins pastellfarbene Pilz-Königreich, der ängstliche Luigi in das von Bowser, einer toxischen Meat-Loaf-Schildkröte, beherrschte Dunkelland, das an Mordor aus "Herr der Ringe" erinnert.

Mit dieser Weggabelung kommt die Story aber bereits zum Erliegen, bleibt es bis zum Schluss beim Wunsch die entzweiten Brüder zusammenzuführen und dem Bösewicht das Handwerk zu legen. Der Verzicht auf jede Form von Figurenentwicklung oder erzählerische Raffinesse mag viele Eltern, die von ihren Kids in den Film geschleppt werden, enttäuschen, bietet es den Machern aber auch die Gelegenheit fast 40 Jahre Super-Mario-Welten visuell aufzuarbeiten.
20 überflüssige Minuten nach dem eigentlichen Finale Furioso
Die – im Gegensatz zum Spiel – angenehm emanzipiert-souveräne Prinzessin Peach darf Mario dann gleich den Parkour aus Super Mario Land zeigen: mit Superball-Blumen oder Power-Ups, die den Normalo in einen Superhelden verwandeln.

Wenig später fordert der beliebte Brüllaffe Donkey Kong Mario in einer luftigen Gladiator-Arena zum Duell, bis der Film auf knalligen Regenbogen-Fahrbahnen dem Spiel Super Mario Kart huldigt und ein wirklich aufregendes Wagenrennen in Szene setzt. Das actionreiche Spektakel sucht nach diesem Finale Furioso leider noch 20 überflüssige Prügel-Minuten nach dem Aus-Knopf, auch wenn es für reizüberflutete Zuschauer bereits längst heißt: Game Over.
Kino: Cincinnati, CinemaxX, Gloria, Kino Solln, Leopold, Mathäser, Royal sowie Cinema und Museum Lichtspiele (OV) | R: Aaron Horvath, Michael Jelenic (USA, 93 Min.)