Kritik: "BlacKkKlansman"
Wer einen Film von Spike Lee will, bekommt ihn mit "BlacKkKlansman" auch: witzig, dabei auch bitter, ideologisch kämpferisch und immer auch ein bisschen comic-haft trashig!
Erzählt wird die wahre Geschichte eines schwarzen Polizisten im Westernstaat Colorado, der sich 1979 in den Ku Klux Klan einschleust. Ron Stallworth selbst hat glaubhaft bestätigt, dass Spike Lees Film seine Geschichte gut trifft.
Aber - wie im Film - waren die Ku-Klux-Klan-Rednecks zwar gefährliche, gewaltbereite Neonazi-Deppen. Aber sie waren nicht farbenblind!
Entwicklung jüdischen Bewusstseins
Als es also Stallworth am Telefon gelingt, den bis heute aktiven, als "bürgerliches" Aushängeschild fungierenden KKK-Anführer, David Ernest Duke, von seiner rassistischen Weiße-Vorherrschafts-Ideen zu überzeugen, will Duke schon bald Stallworth zum KKK-Regionalführer aufbauen.
Das Problem: Jetzt muss Stallworth (gespielt von John David Washington, ja: der Sohn von Denzel) auf einem geheimen Klan-Treffen auftauchen. Unmöglich mit seinem Black-is-beautiful-Afrolook! Und so wird schnell der weiße Polizeikollege (Adam Driver) gecoacht, der von diesem Himmelfahrtskommando anfangs nicht begeistert ist.
Und es ist ein Neben-Clou von Spike Lee, dass er diesen pazifistischen Flip Zimmerman erst in der antisemitischen Gefahr ein jüdisches Bewusstsein entwickeln lässt.
Spannung durch Undercover-Einsatz
Natürlich lebt die Spannung von der permanenten Angst der Enttarnung bei den Undercover-Einsätzen am Telefon und den Aktionsplanungen und Schießübungen. Aber Lee baut - fast wie im wirklichen Leben - noch eine zweite Ebene ein: Stallworth schlagen natürlich auch in der eigenen Polizei als einzigem Schwarzen bei seinem Gang durch die Institutionen mehr oder weniger witzig verpackt alle Vorurteile entgegen.
Also schickt man ihn auch - spiegelbildlich zu seinem selbst als Betätigungsfeld gewählten KKK-Einsatz - zur Bewährung als Spitzel in die sich militarisierende Black-Power-Bewegung. Wo er sich prompt in eine super-aktivistische Black-Pride-Studentin (Laura Harrier) verliebt.
Auch hier sitzt Stallworth also zwischen allen Stühlen und darf nicht er selbst sein, gerade auch, weil er beginnt, mit dem Gedankengut zu sympathisieren.
Sexy Soul- und Disco-Musik der 70er
Spike Lee ist selbst oft ein humorloser "Angry Black Man". Aber seine Abrechnung mit der zu letzten Höhenflügen aufgerappelten "White Anglosaxon Protestant"-Trump-Tradition kommt recht locker daher - und mit viel sexy Soul- und Disco-Musik der 70er. Alles changiert zwischen heiter und ernst.
Denn den Bezug zu heute macht Lee holzhammerartig klar: Der Duke redet in eingebauten Trump-Slogans - wie "America First". Am Ende sieht man im Zeitsprung erschütternde Dokumentar-Aufnahmen des Neonazi-Aufmarschs in Charlotteville vor einem Jahr, die Donald Trump als "Demonstration anständiger Bürger" verteidigt hat. Was Spike Lee wiederum zur lapidaren Feststellung veranlasst: "The fight must go on!".
Dass das aber auch die rassistische, weiße extreme Rechte schon seit dem verlorenen Bürgerkrieg vor 160 Jahren so sieht, zeigt der Film zu Beginn mit einem Filmzitat: Da schauen die Klan-Mitglieder in einer Privatvorführung den US-Bürgerkriegsfilm "Birth of a Nation" von David Wark Griffith.
Und dieser Stummfilm hatte vor hundert Jahren zur Neugründung des Ku-Klux-Klans geführt. Auch Spike Lee glaubt an die Macht von Kinobildern - hier mit seiner leicht schludrigen, aber originellen schwarzen Komödie.
Kino: City, Atelier, Royal, Leopold, Mathäser, Monopol, Isabella (OmU); Museum, Cinema (OV) B&R: Spike Lee (USA, 125 Min.)
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