Königin der Schreibmaschine
Aufstieg nur über die Liebe des Chefs? Mit Witz zurück in die 50er, aber ohne ironische Brechung: „Mademoiselle populaire“ feiert stilvoll die Erotik der Sekretärin in voremanzipierten Zeiten.
MÜNCHEN - Schon der Titel ist politisch unkorrekte Provokation: Das Fräulein- „Mademoiselle“ ist heute zwar nicht mehr besonders „populaire“ – aber wunderbar. Denn Régis Roinsards Film ist ein romantisch-komödiantischer Werbefilm für die Douglas Sirk-Ästhetik der 50er, der die Vormoderne dieser Zeit nicht leugnet: Denn hier versuchen noch nicht quoten-gestützte Frauen, sich zwar keinen Millionär, aber doch als Sekretärin den Chef zu angeln – wie man es ähnlich aus „Ein Hauch von Nerz“ mit Doris Day kennt.
Allein schon das Vorstellungsgespräch von Rose (Déborah François) ist ein Panoptikum der Zeit: eine Anwärterinnenreihe, alle mit Flügelschwung-Brillen als Accessoires, im Grellpastell-Kostüm, lasziv rauchend, und der Junggesellen-Chef (Romain Duris), glattrasiert, dandyhaft, natürlich ebenfalls rauchend.
Rose, die das dörfliche Kramerladendasein hinter sich lassen will und schon im Büro den Tabakduft der weiten Businesswelt schnuppert, beeindruckt gegen jede Chance mit ihrem rasenden Zweifinger-Suchsystem über der Tastatur. Aber anstatt zum Vorzimmerdrachen, wird sie zur Königin der Schreibmaschine.
Der Clou der Geschichte ist, dass sie ihren Chef erotisch von sich überzeugen will (die Frau als Aktive, die aber den offiziellen Schritt dem Mann überlässt), während er mit ihr als dressiertes Zugpferdchen anfangs narzisstisch und rücksichtslos eigentlich nur alle Schnelltipp-Wettbewerbe gewinnen will – bis zum Weltmeistertitel in New York.
„Madmoiselle populaire“ bezieht einen – leicht problematischen – Charme aus der konsequenten Beibehaltung des 50er-Jahre-Rollenmodells, ohne jegliche augenzwinkernde Modernisierung. Viele Witze würzen den Film, wie ein subtiler Nationalcharakter-Vergleich: US-Sekretärinnen sind durch überhebliches, zupackendes Effizienz-Strebertum stark, die deutsche Konkurrentin durch verbissenen Willen – und Frankreich? Durch die Motivation der Liebe! Aber auf welcher Maschine wird der Tipp-Tipp-Tipp-Pling-Show-Down gewonnen: auf einer deutschen Triumph!
Kino: Eldorado, Monopol (auch OmU) sowie Theatiner und Cinema (OmU) R: Régis Roinsard (F, 111 Min.)
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- Erotik