"Jurassic World": Einfach nicht auszurotten
Umgeben von massiven Gitterstäben liegt er schnaufend am Boden, sediert, eingesperrt, besiegt. Der Zustand des Sauriers ist so desolat, dass die zarte Claire (Bryce Dallas Howard), einst Leiterin des Freizeitparks Jurassic World, das Raubtier wie eine erfahrene Rodeoreiterin besteigen kann, um gemeinsam mit ihrem Ex, dem Macho-Wildhüter Owen (Chris Pratt), Blut zu entnehmen. Begründung? Ein anderer Dino ist sterbenskrank, benötigt dringend eine Transfusion.
Das Besondere an dieser Szene: Bei dieser geschwächten Kreatur handelt es sich um niemand Geringeren als Tyrannosaurus Rex, in Steven Spielbergs Millionenhit "Jurassic Park" noch die größte Attraktion – wie einst der weiße Hai ein ikonisch überhöhter Menschenfresser.
Neuer "Jurassic World" ist der fünfte Teil der Reihe
Dieser Tyrannenkönig der Urtiere ist der Hauptgrund für ein weltweit grassierendes Dino-Fieber. Heute – 25 Jahre später – sind wir mit "Jurassic World: Das gefallene Königreich" schon beim fünften Teil der Blockbusterreihe angelangt.
Erfreulicherweise aber wollen sich trotz austauschbarer Klischeecharaktere (cooler Held, ängstlicher Wissenschaftler, übermutiges Kind) und logischer Untiefen kaum Ermüdungserscheinungen einstellen – was auch am erfrischenden Umgang der Filmemacher mit Tyrannosaurus und seinen eigentlich vor über 60 Millionen Jahren ausgestorbenen Artgenossen liegt.
Denn erstmals sind es in der Erfolgssaga nicht nur die Menschen, die sich vor den einstigen, nun geklonten Herrschern der Erde in Acht nehmen müssen. Ein Vulkanausbruch droht die Isla Nublar, auf der vor drei Jahren die Dinosaurier Amok liefen, vollständig zu zerstören, ein Naturschauspiel, das für die Riesenechsen den sicheren Tod bedeutet.
Während die Regierung wenig Interesse zeigt, die Saurier zu retten, bemühen sich Claire und ihr Team, den faszinierenden Kreaturen eine zweite Ausrottung zu ersparen. Ein milliardenschwerer Privatinvestor, springt ein, um mit einer hochausgerüsteten Söldnertruppe die letzten Überlebenden einzufangen und auf eine Privatinsel zu transferieren. Überraschender wird es, als klarwird, dass die Dinosaurier gar nicht in die Freiheit entlassen, sondern veräußert werden sollen – zu Höchstpreisen. Krimineller Kapitalismus beutet die Ur-Natur aus!
Jurassic World: Schaurige Dino-Action
So dreht der Film, als die Saurier in Käfigen auf eine monströse Villa mit High-Tech-Folterverlies gebracht werden, den Spieß ganz im Stil der "Planet der Affen"-Reihe um. Die intelligenten, genmanipulierten Kreaturen sind nur noch ein Spielball des Großkapitals, bis dann doch ihr brutalster Vertreter, die überzüchtete "tödliche Waffe" Indoraptor, ausbricht.
Spätestens in dieser letzten halben Stunde kommt die Handschrift des Regisseurs J.A. Bayona zur Geltung. Mit dem Spukhaushit "Das Waisenhaus" bewies der Spanier schon sein Händchen für schaurigen Grusel. Und auch in Hollywood darf er jetzt die Dino-Action, die in "Jurassic World" 2015 nur noch zur billigen Effekthascherei taugte, zum Horror-Kammerspiel verdichten, mit bildmächtigen Schattenspielen, raffinierten Verfolgungsjagden und gewitzten Zitaten der unerreichten Küchenszenen aus dem Spielberg-Original.
Es bleibt abzuwarten, ob dieser düstere Ansatz, auch mit seiner rabiaten Kritik an menschlicher Hybris, im nächsten Teil noch weiter vertieft wird.
Kinos: Cadillac, Veranda sowie im Gloria und Münchner Freiheit in 3D sowie im Mathäser, Cinemaxx in 3D (und auch OV) sowie in den Museum Lichtspielen in OV) und im Cinema (3D, OV), R: Juan Antonio Bayona (USA, 128 Min.)
- Themen: