José Padilhas neue Version von "RoboCop"

Schöne menschliche Roboterwelt: „RoboCop“ kehrt zurück, mit weniger Gewalt und klugen politischen Anklängen
Florian Koch |
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Denkende Drohnen überwachen den Luftraum, Kampfmaschinen patrouillieren auf den Straßen, während Roboter die Personenkontrollen in Teheran übernehmen. Ein Horrorszenario oder die Zukunft in Sachen Sicherheitspolitik? Gleich zu Beginn stellt der im Jahr 2028 spielende Science-Fiction-Reißer „RoboCop“ beklemmend-aktuelle Fragen.

Die Antworten übernimmt Moderator Pat Novak (Samuel L. Jackson), ein Scharfmacher der Marke Bill O’Reilly („Fox News“). Sicher sollen sich die US-Amerikaner endlich auch wieder zu Hause fühlen. Dafür müssen hoch entwickelt Roboter her, die bei Verbrechen sofort handeln und keine Kompromisse kennen. Immerhin hätte sich ihr Einsatz bereits in Krisenländern wie Afghanistan bewährt. Und Blut wäre da ja auch nur bei den Einheimischen, nicht mehr bei den US-Boys geflossen.

Killer mit Seele

So weit, so zynisch. Doch der Demagoge hat ein Problem: Ein engstirniger Senator hat etwas gegen die schöne neue Robowelt, und die US-Bevölkerung hat schlicht Angst vor der Macht von emotionslosen Maschinenwesen. Die Lösung: Die ausgerechnet im wirtschaftlich dahinsiechenden Detroit florierende Roboter-Herstellungs-Firma OmniCorp (geleitet vom Superkapitalisten Michael Keaton) könnte Cyborgs herstellen, eine Verschmelzung von Mensch und Maschine. Also in Asien billig produzierte Killer mit Seele.

1987 machte Paul Verhoeven aus dem Thema eine beißende Action-Satire mit viel Gewalt. Sehr zum Ärger der Original-„RoboCop“-Fans erklärte Remake-Regisseur José Padilha im Vorfeld seiner Neuverfilmung, dass er auf den Blutzoll verzichten würde. Den Brasilianer interessierte eine realistische Zukunftsvision, in der Nachrichtensendungen ihre behauptete Neutralität zu Gunsten einer von Unternehmen finanzierten Agenda aufgeben und in der das Individuum, der Mann im „RoboCop“-Anzug, sein Supercop-Dasein hinterfragt.

Alex Murphy (Joel Kinnaman) heißt das Versuchskaninchen, das nach einer Autoexplosion gelähmt ist. Der Polizist mit Familie behält laut seinem „Arzt“ (Gary Oldman) die Illusion des freien Willens, um effektiv zu sein. Klappt das Visier seines Roboter-Anzugs herunter, übernimmt die Maschine. Für das naive Volk und seine Familie bleibt er aber der starke Ermittler mit menschlichem Antlitz. Dass diese Kombination nicht lange gut gehen kann, versteht sich von selbst.

Padilha, Regisseur des hyperrealistischen Polizeifilms „Tropa de Elite“, gelingt es trotz eines etwas gehetzten Einstiegs beeindruckend, die Spannung mit spektakulären Verfolgungsjagden hochzuhalten, ohne die nachdenklichen Aspekte der Geschichte zu vernachlässigen.

Kino: Mathäser, CinemaxX, Royal, Cinema in OF, R: José Padilha (USA, 118 Min.)

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