Jeder Verlust ist auch ein Gewinn
Mit seinem unverschämt guten Aussehen galt er als Surfertyp, der auf romantische Komödien abonniert war. Bis Matthew McConaughey in Low-Budget-Produktionen überraschte, wie als Stripper in Steven Soderberghs „Magic Mike“. Jetzt verblüfft er als Aids-kranker Haudegen in „Dallas Buyers Club“ - und gilt als Oscar-Favorit für eine schauspielerische Leistung, die er minutiös, auch körperlich, vorbereitete.
Mister McConaughey, Sie haben für die Rolle in „Dallas Buyers Club“ 48 Pfund abgenommen. Was empfanden Sie, als Sie sich erstmals im Spiegel sahen?
Ich war zufrieden! Ich wusste nicht, wie viel ich abnehmen muss, um der Figur Ron Woodroof tatsächlich nahe zu kommen. Ich ging von 35 Pfund aus, aber es wurden 48. Eines Morgens bin ich aufgewacht, sah mich im Spiegel und wusste: „Jetzt habe ich mein Ziel erreicht.“ Das war eineinhalb Wochen vor Drehbeginn.
Sie haben sich auch auf ein spirituelles Abenteuer begeben. Wie sah diese Reise aus?
Mit jedem Pfund, das ich verlor, gewann ich etwas Neues hinzu – so wie der Verlust des Sehsinns den Gehörsinn schärft. Ich kam plötzlich mit drei Stunden weniger Schlaf aus. Allein die Zeit, die man fürs Kochen benötigt und die man gesellig beim Essen verbringt, ist immens. Da kommen sechs Stunden pro Tag zusammen. Diese Zeit füllte ich anders. Ich musste meinen Kopf beschäftigen, also habe ich meine Gedanken ganz auf diesen Kerl gelenkt.
Gab es einen Schlüssel für die Energie dieses Mannes?
Als ich mich auf den Film vorbereitete, erkrankte ein Freund von mir schwer an Krebs. Er war auch genauso kampflustig. Während sein Körper immer weniger wurde, wurde er immer wacher und energiegeladener. Genau so sah ich auch Ron.
Hat diese Rolle Ihre Einstellung zu Leben und Tod verändert?
Sich dessen bewusst zu sein, dass wir nicht irgendwann mal sterben, sondern in unmittelbarer Zukunft, dass das Ende des Weges eigentlich in greifbarer Nähe ist – das ist eine eindringliche Lektion. Mit der Ansage, dass der Tod nur 30 Tage entfernt ist, wird Ron lebendiger als je zuvor.
- Themen: