"It Comes At Night" - Das Überleben der Anderen
"Menschen in angespannte Szenarien verfrachten und schauen, was passiert. Das ist es, was ich tue." So fasst der texanische Regisseur Trey Edward Shults sein Schaffen zusammen. In seinem Horrorthriller "It Comes At Night" siedelt er die Menschen in einer nahen Zukunft an, in der es keine Zivilgesellschaft mehr gibt. Ein tödlicher Virus hat einen Großteil der Bevölkerung dahingerafft und ein normales Zusammenleben unmöglich gemacht. Menschen, die noch nicht infiziert sind, ziehen sich in die Wälder zurück und schotten sich ab.
Der frühere Geschichtslehrer Paul (Joel Edgerton) muss gleich zu Beginn seinen Schwiegervater erschießen, weil der von der Krankheit befallen ist. Ein schmerzhafter Akt, der Pauls Ehefrau Sarah (Carmen Ejogo) und den gemeinsamen Sohn Travis (Kelvin Harrison Jr.) schwer belastet. Nur wenig später wird das Miteinander auf eine neuerliche Probe gestellt, als ein Mann namens Will (Christopher Abbott) samt Frau und Kind in seinem Haus Unterschlupf verlangt.
Die Angst vor fremden Mitmenschen siegt
"It Comes At Night" konzentriert sich auf sein überschaubares Figurenensemble, die mit Brettern verbarrikadierte Hütte und deren nähere Umgebung. Eine beschwingte Montage alltäglicher Situationen nährt im Mittelteil die Hoffnung auf ein halbwegs harmonisches Auskommen, aber am Ende siegt die Angst vor den fremden Mitmenschen, die im Streben zu überleben Böses im Schilde führen könnten. Wenige Worte oder kleine Unstimmigkeiten reichen aus, um eine alles verschlingende Paranoia zu erzeugen, von der besonders der Patriarch Paul ergriffen wird.
Auch wenn "It Comes At Night" einige konventionelle Schockmomente bietet, ist Shults vor allem an einer unheilvollen Atmosphäre interessiert. Der Ende des intelligenten Films ist fulminant.
Kinos: Gabriel, Mathäser (auch OV), Monopol, Museum-Lichtspiele (OV); Regie: Trey Edward Shults
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