Ob Elon Musk jubelt? Pixarfilm "Elio" ist auch eine Botschaft gegen den Ungeist Trumps
Der von Außerirdischen besessene Elio, sucht seinen Platz in der Welt. Da wird er versehentlich von einem Raumschiff aufgegriffen und in das „Kommuniversum“ transportiert, wo Vertreter aller Galaxien zusammenkommen, um Weltall-Probleme zu lösen. Elio hält man hier fälschlicherweise für den Anführer der Erde, was eine Riesenaufgabe für den Jungen bedeutet. Mary Alice Drumm hat das Projekt als Produzentin vom ersten Pitch vor fünf Jahren an begleitet.
AZ: Mrs. Drumm, es geht in „Elio“ um einen Elfjährigen. Was ist daran entscheidend?
MARY ALICE DRUMM: Es ist ein wunderbares und schwieriges Alter. Man hat schon eine Ahnung vom Erwachsenwerden, ist aber noch Kind, das allerdings bereits eine eigenständige Persönlichkeit hat, weil man sich schon fragt: Wer bin ich? Zu wem oder was gehöre ich?
Und man ist noch vor der Pubertät.
Genau! Die Dinge spielen im Kopf noch nicht so verrückt. Es ist gerade noch eine spielerische Phase. Und es ist kein Zufall, dass Steven Spielberg dieses Alter oft gewählt hat, um von Abenteuer und Kindheit zu erzählen. Der Junge Elliott 1982, der den Außerirdischen „E.T.“ bei sich versteckt, ist zum Beispiel so alt.

Und der Jungenname „Elio“ ist doch jetzt auch eine Anspielung darauf.
Natürlich.
Wenn man die Versammlung im „Kommuniversum“ im Film sieht, denkt man sofort an die Vereinten Nationen und wie sie versuchen – bei aller Verschiedenheit -, Probleme zu lösen.
Bei uns sind sie global und im Film jetzt sogar intergalaktisch. Wenn man die Vertreter der verschiedenen Galaxien sieht, erlebt man ein Maximum an Diversität.
Sie haben fünf Jahre an dem Film gearbeitet. Jetzt weht aber politisch plötzlich ein komplett anderer Wind in den USA.
Natürlich sind die politischen Zeiten schwieriger geworden für Themen wie „Diversität“. Aber es geht im Film vor allem um die große Frage, wie ich zum andern Kontakt bekomme, ihn verstehe. „Sich-Verbinden“ ist das Thema.
In den fünf Jahren hat sich die Welt komplett verändert: Ukraine-Krieg, Hamas-Massaker und Gaza-Krieg, Trumps politisches Berserkertum. Was macht das mit einem Filmprojekt?
Es gibt so etwas wie eine Magie des Synchronen. Wann setzt sich eine Geschichte durch oder wird als Film realisiert? An so einem Entscheidungs- und Entstehungsprozess sind viele Menschen beteiligt. Aber genau dadurch gibt es so etwas wie eine Schwarmintelligenz oder ein Gespür für den richtigen Zeitpunkt. Ich erinnere an den Film „Coco“ über die lateinamerikanische, mexikanische Kultur, der ja auch von Regisseur Adrian Molia ist. Und jetzt hat „Elio“ die Botschaft, dass wir uns alle besser fühlen, wenn wir uns als verbundene Gemeinschaft begreifen. Dass diese Botschaft heute noch dringlicher empfunden wird als vor fünf Jahren, ist dabei auch klar. Und plötzlich ist eine globale Kriegsgefahr im Raum und im Film gibt es eine intergalaktische Krise, die entschärft werden muss.
Ein Junge, der sich ins All wünscht, mit einem Raumschiff abgeholt und dort in eine große Universums-Agenda verwickelt wird: Das wird Elon Musk gefallen.
Wir werden sehen, ob er sich zum Film äußert.
In Anbetracht der Unendlichkeit des Universums ist die Besinnung auf Gemeinschaft, wie sie der Film propagiert, vielleicht noch nötiger.
Ja, weil das All einen erst einmal klein und unbedeutend erscheinen lässt. Aber dann gibt es natürlich die Wissenschaft, die uns klarmacht, dass wir dennoch einen sinnvollen Platz im Universum haben. Und wenn wir dann auf unsere Erde schauen, wird klar, dass wir als Erdbewohner eine große Gemeinsamkeit haben, dass wir auf unserem Planeten das Zusammenleben friedlich organisieren müssen. Gerade die Weite des Universums schweißt uns auf der Erde als Schicksalsgemeinschaft zusammen. Und das ist ja auch eine Botschaft, die der Film transportiert.

Sie haben bei der Vorstellung des Films gesagt, dass Sie eine Komplementär-Figur zum Jungen Elio entwerfen wollten, die alles ist, was wir als Gegenteil von „herzig“ ansehen würden.
Klar, es ist ein asseliges Monster. Aber da wird klar: Schau nicht so auf die Äußerlichkeiten, es ist eines der liebsten und empathischsten Kreaturen. Und Freundschaft ist möglich, wenn man sich nicht von Klischees ablenken lässt.
Im Animationsfilm gibt es Filme wie den Oscargewinner „Flow“, altmodisch gezeichnet, ruhig und jetzt ein Werk wie „Elio“. Was hält das zusammen?
Man braucht die beiden gar nicht vergleichen: „Flow“ ist ruhig fließend, kommt ohne Worte aus, ist Poesie. Witzigerweise gab es auch von Pixar den Film „Wall.E - Der Letzte räumt die Erde auf“, wo auch nicht gesprochen wird. Und „Elio“ ist jetzt eben State of the Art, was Animationsmöglichkeiten und Illusionen und Traumwelten anbelangt.
Wenn an einer Produktion Hunderte von Menschen beteiligt sind, viele Millionen Dollar im Spiel sind, wie kann man Erfolg planen?
Filmemachen bleibt ein riskantes Geschäft. Ich glaube, es ist ein Erfolgsrezept, dass ein relativ kleines Team etwas konzipiert, weil das dann eine klare ästhetische und inhaltliche Idee hat. Regisseur Adrian Molina kam mit der Grundidee für „Elio“ an und ist eigentlich kein Sci-Fi-Typ, wie er selbst sagt. Aber genau das fand unser Kreativdirektor, Pete Docter, spannend. Wenn man dazu noch die Kreativität von ganz vielen einbringt, die auch an anderen Projekten arbeiten und von anderer Seite kommen, dann können Spitzenwerke entstehen.

Auffällig ist, dass man wieder einen Jungen zur Hauptfigur gemacht hat, wo es doch zur Zeit eher Richtung starke Mädchen-Figuren geht.
Aber der Film wird Mädchen genauso gefallen wie Jungs. Da spielt vielleicht auch wieder eine Rolle, dass der Junge elf Jahre ist, da spielt das Junge- oder Mädchensein zwar schon eine Rolle, aber ist nicht so im Vordergrund. Und ich glaube, dass sich gerade im Kino eine Balance aus guten Frauen- und Männerfiguren einstellt. Und bei der Regie von „Elio“ waren neben Adrian Molina auch zwei Frauen am Werk.
Und auch in der Produktion des Films - wie Sie selbst.
Auch da haben wir - glaube ich - eine unideologische gute Balance, weil Kreativität ja kein Geschlecht hat.
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