"Ich werde niedergeschrieben"
Feuilleton unerwünscht! Wieder bringt Til Schweiger einen neuen Film ins Kino – ohne vorherige Pressevorführung. „Kokowääh 2“ will er so vor Verrissen schützen
Ist dieser Mann leicht paranoid oder hat er Recht? Nach dem Erfolg beim Publikum mit rund 4,3 Millionen Besuchern war die Fortsetzung von „Kokowääh“ wohl nur eine Frage der Zeit. Aber Erfolgsregisseur Til Schweiger hat – wie schon seit Jahren – „Kokowääh 2“ nicht mehr zuvor in Pressevorführungen gezeigt. Begründung: „Ich werde systematisch niedergeschrieben.“
Das behauptete Schweiger jetzt auch in einer Podiumsdiskussion an der Berliner Akademie der Künste mit Andreas Kilb, einem Ex-„Zeit“-, jetzt „FAZ“-Filmkritiker. „Wenn jemand in Deutschland versucht, das Publikum zu erreichen, wird er dafür abgestraft“, sagte Schweiger. Nach mehr als zehn Jahren ständiger Verrisse habe er deshalb entschieden, seine Filme nicht mehr vor dem Kinostart der Presse zu zeigen. „Ich beschütze sie vor diesen Angriffen.“
Kilb wies die Vorwürfe zurück. Eine Filmkritik habe eben nicht die Aufgabe, zu werben. Es gebe ein handwerkliches, journalistisches Ethos. Eine Zeitung ist eben kein verlängerter Arm der Werbeabteilung einer Filmfirma.
Ein Witz des neuen Filmes ist konsequenterweise auch die ironische Abrechnung mit der angeblich feuilleton-hörigen Filmbranche. Denn neben der Patchwork-Familien-Fortsetzungs-Geschichte tritt Matthias Schweighöfer als versnobter Schauspielstar auf, der das Drehbuch von Henry (Til Schweiger) radikal zu einem bildungsbürgerlichen Kunst-Film ummodelt – damit die snobistischen Feuilletons den Film gut finden!
Schweighöfer selbst feiert gerade mit „Der Schlussmacher“ einen grandiosen Kinoerfolg gegen das Feuilleton. Wieder in „Kokowääh 2“ dabei ist auch die Schweiger-Tochter Emma als Filmtochter. Sie ist – laut Schweiger – ein Zugpferd: „Schon der Teil eins war ein Riesenerfolg, der auch an meiner zauberhaften Tochter lag.“ Mehr als 14 Millionen Besucher zählten die Filme des 49-jährigen Schweiger „Keinohrhasen“, „Zweiohrküken“ und „Kokowääh“.