Kritik

Ich glaub’, mich laust Akiko

Veit Helmers märchenhaft verspielter Kinderfilm "Akiko - Der fliegende Affe".
Florian Koch |
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Akiko im Heißluftballon – eine Szene des Films "Akiko - Der fliegende Affe".
Akiko im Heißluftballon – eine Szene des Films "Akiko - Der fliegende Affe". © picture alliance/dpa/farbfilm verleih

Scharfe Kanten, ekliger Gestank und kaum Platz zum Atmen. Wer soll in einem Glascontainer überhaupt leben wollen bzw. können? Nun, Aron hat sich hier gemütlich eingerichtet. Vielleicht ist sein 1-Zimmer-Appartment nur wenige Quadratmeter groß. Ausgestattet ist es dafür mit einer grünlich funkelnden Flaschenhalskuppel und einem marmorierten hellen Boden, auf dem ein Tischlein aus Marmeladen-Deckeln steht.

Vielleicht sollte man noch erwähnen, dass besagter Aron ein kumpelig sprechender Waschbär ist und wir uns in einem märchenhaften Kinderfilm von Veit Helmer befinden. Der Regisseur hat mal den schönen Film "Absurdistan" gedreht und der Titel ist bei diesem originären Filmemacher Programm. "Akiko" beruht nicht auf einer bekannten Vorlage, sondern speist sich allein aus Helmers Idee den Freiheitsdrang eines im Zoo eingesperrten Äffchens zu dramatisieren.

Man wird wohl kaum einen ärmlicheren, graueren Zoo gesehen haben als den der fiesen "Zoodirektorin" (Meret Becker). Der Großvater von Akiko ist das triste Dasein leid und fordert seinen Enkel dazu auf die Flucht in den Wald zu ergreifen. Dort sollen seine Verwandten in friedlicher Gemeinschaft leben. Als Opa ein ferngesteuertes Flugzeug kapert, bekommt Akiko endlich seine Chance auf ein Leben in Freiheit.

Eine Verfolgungsjagd mit Blaulicht aus "Akiko, der fliegende Affe".
Eine Verfolgungsjagd mit Blaulicht aus "Akiko, der fliegende Affe". © picture alliance/dpa/NDR Norddeutscher Rundfunk

Albern und poetisch

Nichts an dieser Flucht erzählt Helmer nachvollziehbar realistisch. Und selbst bei den erwachsenen Affen handelt es sich gut sichtbar um Menschen in Kostümen. Aber in diesem wunderlichen Film kommt es auch nicht auf Realitätsnähe, auf technische Perfektion an.

Was zählt in diesem mal albernen, mal poetischen Road-Movie ist die lustvolle Zurschaustellung tierischer Solidarität, von der die Menschen noch etwas lernen können: Mal ist es ein Adler, der Akiko aus der Luft rettet und mal ein in einer Ampel hausendes Chamäleon, dass dem außerhalb der Zoogitter hilflosen Äffchen die rettende Idee für die nächste Etappe bringt.

Der Regisseur Veit Helmer mit der Lola für die Kategorie "Bester Kinderfilm".
Der Regisseur Veit Helmer mit der Lola für die Kategorie "Bester Kinderfilm". © picture alliance/dpa

Am Ende mag Veit Helmers Plädoyer für ein tierisches Leben in Freiheit etwas didaktisch daherkommen und die menschlichen Stars wie etwa eine Heike Makatsch als Panik-Polizistin im Spiel arg überziehen, dennoch bleibt der unlängst als bester Kinderfilm ausgezeichnete "Akiko" auch ein origineller Solitär in einer zunehmend glatt gebügelten, durchgebrandeten Kinderfilm-Landschaft.


Kino: Leopold, Mathäser, Museum Lichtspiele, R: Veit Helmer (D, 70 Min.)

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