Ich bin ein romantischer Narr - sagt Woody Allen

Woody Allen stellt seine Komödie "Café Society" in Cannes vor, die bei den Filmfestspielen mal wieder außer Konkurrenz läuft
Adrian Prechtel |
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Woody Allen stellt seine Komödie "Café Society" in Cannes vor, die bei den Filmfestspielen mal wieder außer Konkurrenz läuft

Auch wenn er gleich alles als großes Missverständnis erklärt: Dieser Mann ist Anti-Hollywood! Denn als sein junger Star Kristen Stewart Hollywood als „opportunistisch, ehrgeizig und ungesund verrückt“ bezeichnet, widerspricht Allen nicht.

Er sitzt da, leicht zusammengesunken, in sommerlich konservativem Hemd und Khaki-Hose, und pflegt das Understatement, das er mit einem witzigen Unterton unterfüttert, wenn er Jessie Eisenberg, die Hauptfigur seines neuen Films „Café Society“, lobt. Denn auf der Pressekonferenz hatte doch tatsächlich ein Journalist gefragt, warum Allen denn nicht dessen Rolle selbst übernommen hätte, obwohl die beiden fast 50 Jahre Altersunterschied trennen: Eisenberg, sagte Allen, habe der Rolle mehr Tiefe geben können als er, der eben ein Comedian sei.

Merkwürdigerweise gilt Allens „Café Society“ über einen jungen New Yorker aus der Bronx der 30er-Jahre, der zu seinem reichen und glamourösen Schauspiel-Agenten-Onkel nach Los Angeles aufbricht, als romantische Komödie. Denn am Ende merkt eine junge Frau, dass sie in ihrem Leben vielleicht eine falsche Entscheidung getroffen hat, als sie sich mit dem älteren Reichen statt mit dem Jüngeren einließ, weil sie noch nach Jahren jeden Tag aneinander denken. Aber er hat sein neues Leben wieder in New York begonnen. Und das ist tragisch.

Dazu wiederholt Allen vor den Journalisten einen Satz aus seinem Film: „Leben ist eine Komödie, geschrieben von einem sadistischen Autor.“ Wieder lachen alle an dieser Stelle, wie schon im Kino, und Woody legt nach: „Ich habe mich immer für romantisch gehalten, auch wenn das meine Umgebung oft nicht so gesehen hat. Ich bin ein romantischer Narr, der die Nostalgie liebt.“ Zwölfmal war Allen schon mit einem seiner Filme in Cannes, aber nie hat er am Wettbewerb teilgenommen: „Weil dieses Bewerten eines Filmes nicht meiner Einstellung entspricht“, sagt er. Ob er mit 80 Jahren nicht langsam merke, dass Filmen für ihn schwieriger wird? „Mein Vater ist über hundert, meine Mutter ist sehr alt geworden, ich habe den Jackpot mit meinen Genen gewonnen!“ Und als er dann noch erzählt, dass es halt das jüdische Milieu New Yorks ist, über das und von dem aus er am besten erzählen könne, ist wieder einmal klar, was ihn so besonders macht: Er ist der liebenswerte, weise, alte Mann, den man bewundert.

So perlt auch die Frage einer Feministin an ihm ab, warum er die Geschichte nicht auch einmal andersherum erzählen würde: ältere Frau und jüngerer Mann. „Würde ich machen, aber damit habe ich eben keine Erfahrung.“ Dann greift Allen zum Taschentuch und schnäuzt sich. Denn er hat sich erkältet. Cannes ist zur Zeit feuchtwarm zwischen Regen und Sonne und mit den ganzen Palmen fast wie Hollywood – und das ist ja ein Klima, das er nicht verträgt

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