Hofer Filmtage: "Nicht in die Hosen scheißen"

Die 59. Internationalen Hofer Filmtage starten mit Blick auf das deutsche Nachwuchskino.
Margret Köhler |
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Franz Himpsl ist der Gründer der Unterbiberger Hofmusik. Im Eröffnungsfilm "Über Unterbiberger" ist er aber auch fern der Heimat zu sehen.
Franz Himpsl ist der Gründer der Unterbiberger Hofmusik. Im Eröffnungsfilm "Über Unterbiberger" ist er aber auch fern der Heimat zu sehen. © Hofer Filmtage

"Wir haben intensiv nach Filmen gesucht, die emotional berühren, aufwühlen und im Gedächtnis bleiben": Festivalchef Thorsten Schaumann zeigt sich stolz auf das Programm der 59. Internationalen Hofer Filmtage unter dem Motto "The Place to Grow", das für ihn den Geist des Festivals widerspiegelt, "ein Ort, an dem Menschen sich entfalten und gemeinsam wachsen können".

Hofer Filmtage: Van Goghs Sonnenblumen als Schnäppchen

Hof sei Festivalfamilie, stehe für ein offenes Miteinander, für echten Austausch und kreatives Netzwerken: "Genau das macht das Festival so besonders – für Filmschaffende ebenso wie für das regionale und überregionale Publikum." Heute Abend (Dienstag, 21. Oktober) startet das Festival mit rund 150 Filmen. Ausschließlich Deutschlandpremieren, viele davon Europa- bzw. Weltpremieren erwarten den Zuschauer.

Hofer Filmtage: Kurzfilm "Doppelgänger" von Dominik Graf

Im Zentrum steht seit der Gründung 1967 traditionell der Blick auf das deutsche Kino, vor allem das Nachwuchskino. Und da darf die Münchner HFF (Hochschule für Fernsehen und Film) nicht fehlen – mit elf Filmen von Studierenden, aber auch Absolventen wie Dominik Graf mit seinem Kurzspielfilm "Doppelgänger" über die Verbindung von persönlicher Angst, politischer Rebellion und dem Spiel mit Wahrnehmung.

In "Manche mögen's falsch" von Stanislaw Mucha geht es um ganz besonders dreiste Kunstfälschungen in China.
In "Manche mögen's falsch" von Stanislaw Mucha geht es um ganz besonders dreiste Kunstfälschungen in China. © Hofer Filmtage

Freuen darf man sich auch auf Schriftstellerin und Regisseurin Felicitas Korn mit der Verfilmung ihres Erfolgsromans "Drei Leben lang". Die Härte des Stoffs und die tiefen Konflikte der Figuren werden atmosphärisch intensiv vermittelt, nicht zuletzt durch die Darsteller Friedemann Weber, Jonas Nay und André M. Hennicke.

Hofer Filmtage: Die Weltlage spiegelt sich national oft in düsteren und dystopischen Stoffen wider

Die diesjährige Hommage ist der Filmemacherin Julia von Heinz gewidmet, inzwischen Professorin an der HFF, deren Karriere mit ihrem Kurzfilm "Lucie & Vera" 2003 in Hof begann. Neun Filme, darunter "Und morgen die ganze Welt", die Verarbeitung der eigenen Antifa-Vergangenheit, und "Treasure" ihr erstes internationales Projekt, geben Einblick in die Spannbreite ihres Oevres.

Die Weltlage spiegelt sich national oft in düsteren und dystopischen Stoffen wider. So stürzt in Mathias Kreters "Ein Abend im Dezember" die Nachricht über einen Terroranschlag in einem Club, wo sich vielleicht die jüngste Tochter einer Familie aufhält, Angehörige und Freunde in ein Chaos aus Angst und Schuldgefühlen. Stark vertreten bei den deutschen Beiträgen sind Themen wie Missbrauch, Rechtsextremismus und weibliche Stärke.

Hofer Filmtage: Wiedersehen mit Tony Gatlif

"Einmal um die Welt" geht es bei den mehr als 30 internationalen Langspielfilmen von Australien über Japan, Neuseeland oder Israel bis hin nach Europa, die mal leise und laut, poetisch und radikal von Menschlichkeit, Veränderung, Liebe und Verlust, aber auch von der Lust am Leben erzählen. Ein Wiedersehen gibt es mit Tony Gatlif ("Gadjo Dilo – Geliebter Fremder", "Vengo"), der uns in "Ange" auf ein Roadmovie mitnimmt, in dem ein Musiker und seine Tochter Leben und Hoffnung neu erspüren.

Gespannt darf man auf Tina Romeros "Queens of the Dead" sein, die Zombie-Apokalypse während einer Lagerhausparty in Brooklyn. Die Tochter von George Romero, dem 1977 eine Retrospektive in Hof gewidmet war, tritt mit ihrem ersten Langfilm in die Fußstapfen ihres Vaters, dem Vertreter des modernen Horrorfilms.

Mit dem Film "Queens of the Dead" tritt Tina Romero das Horrorfilm-Erbe ihres Vaters George A. Romero an.
Mit dem Film "Queens of the Dead" tritt Tina Romero das Horrorfilm-Erbe ihres Vaters George A. Romero an. © Hofer Filmtage

Stark vertreten ist der Dokumentarfilm mit 20 spannenden die Wirklichkeit beleuchtenden Werken. Als ein Highlight wird "Manche mögen's falsch" von Stanislaw Mucha gehandelt: In einem chinesischen Ort kann man alles zu Schnäppchenpreisen kaufen vom gefälschten Gerhard Richter über Van Goghs "Sonnenblumen" bis hin zu Rembrandts Selbstporträt. Am teuersten ist das Lächeln der Mona Lisa mit 200 Euro! Kein Wunder, dass das Festival bei dem spannenden Angebot wie schon im letzten Jahr mit einem Dokumentarfilm startet.

"Über Unterbiberger": Doku über außergewöhnliche Musikerfamilie

"Respekt und nicht in die Hosen scheißen" lautet das Motto der Unterbiberger Hofmusik, die seit 1992 traditionell bayerische Volksmusik mit Jazz und Einflüssen aus verschiedenen Kulturen und Regionen anreichert. Matthias Ditscherlein begleitet in "Über Unterbiberger" die außergewöhnliche Musikerfamilie, Trompeter und Gründer Franz Himpsl und seine Frau Irene am Akkordeon mit ihren drei Söhnen bei ihren weltweiten und gefeierten Auftritten, hinter den Kulissen und im Alltag. Eine Reise, die das Herz hüpfen lässt, eine Pause vom Elend in der Welt. Wer da keine gute Laune bekommt, ist sowieso verloren.

Die Filmtage enden am 26. Oktober, bis 2. November ist ein großer Teil der Filme auf der Hof-On-Demand -Plattform "plus7streamdays" gegen Bezahlung abrufbar. Mehr Informationen auf der Website der Hofer Filmtage.

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