"Halloween Ends": Ende mit Schrecken
Bereits der Filmtitel ist ein Widerspruch. "Halloween Ends" nennt sich der nun 13te Teil der populärsten Horrorfilmreihe. Dabei stellte bereits das garstige Original von John Carpenter aus dem Jahre 1978 mit dem unvergesslichen Herzschlag-Piano-Soundtrack lapidar fest: "Das Böse stirbt nie".
So gab es – trotz Kritikerschelte und zunehmender Einfallslosigkeit – immer wieder neue Versuche, Teenagern in der Nacht vor Allerheiligen das Fürchten zu lehren.
"Halloween Ends" zielt am Kernpublikum vorbei
Warum auch nicht? Die Kasse klingelt auch heute noch, wenn Michael Myers, dieser ausdruckslos maskierte Killer auf die Jagd geht, mit dem blitzblanken Küchenmesser in der Hand. Umso erstaunlicher, dass das groß angekündigte Finale mit seiner ewigen Widersacherin Laurie Strode (Jamie Lee Curtis) zunächst gar nicht stattfindet. David Gordon Green, Regisseur der beiden letzten Filme der Reihe, "Halloween" und "Halloween Kills", ist ein Mann, der etwas wagt, der weg will vom simplen Slasherfilm, vom blutig-einfallslosen Teenie-Gemetzel. Green erzählte lieber vom Trauma einer fiktiven Kleinstadt, Haddonfield, von der aufgestauten Wut ehemaliger Opfer, von Hass und Verblendung einer gebeutelten Gesellschaft und vom Bösen, das immer wieder aufs Neue, in anderer Gestalt, auftaucht.
Nun aber zielt er am Kernpublikum, den Horrorfans, endgültig vorbei, verschleppt das Tempo, ja lässt den Teufel Michael Myers in den ersten 40 Minuten gar nicht erst auftreten. Gewagter noch: Green weicht von der Essenz der Filmreihe ab, die ja eigentlich darin besteht, den Serienmörder nicht zu psychologisieren, ihn in all seiner bedrohlichen Motivlosigkeit zu belassen.
Nach einem zugegebenermaßen knalligen Prolog steht hier in erster Linie eine an die 80er Jahre erinnernde Halbstarken-Romanze auf dem Programm. "Psycho" Rory (fahrig: Rohan Campbell) wird im Städtchen von allen gemieden, seit er unabsichtlich den Tod eines Kindes auf dem Gewissen hat. Aus dem Mobbing-Morast soll ihn ausgerechnet Allyson (Andi Matichak) befreien, die mit einem klischeehaften Helfersyndrom ausgestattete Enkelin von Laurie, die für die Bewohner als "Freak", als magnetischer Anziehungspunkt für die Untaten von Myers gilt.
Ein nicht gerade würdiges Ende
Die unglaubwürdig trotzige Seifenopern-Liebe der Teenies wirkt genau wie Coreys Hinwendung zum Bösen, durch eine Art Mördermusenkuss von Myers, seltsam steif, ohne Gespür für Rhythmus und Suspense.
Auch Laurie darf, trotz einer gewohnt kraftvollen wie verletzlichen Jamie Lee Curtis, lange Zeit nicht mehr sein als eine Phrasen dreschende ("Die Leute glauben, was sie glauben wollen") Memoiren-Schreiberin.
Vielleicht sollte es am Ende doch noch eine härtere, würdigere Fortsetzung geben, in der das Böse eben unheimlicherweise immer noch keine entschlüsselbaren Motive oder gar ein echtes Gesicht hat. Denn das war die Ausnahmestärke der "Halloween"-Reihe. Titelvorschlag: "Halloween finally ends".
Kino: Cinemaxx sowie Mathäser (alle Versionen) R: David Gordon Green (USA, 111 Min.)