"Habe in Armut gelebt": Hollywood-Liebling Pedro Pascal über den langen Weg zum Star

Es ist der Sommer von Pedro Pascal. Vor kurzem war er in der Zombie-Serie "The Last of Us" der treue Begleiter eines Mädchens in einer postapokalyptischen Welt. Gerade führte er in der Marvel-Comic-Verfilmung "Fantastic Four – First Steps" eine mutierte Familie von Superhelden an. Und jetzt verdreht er in der romantischen Komödie "Was ist Liebe wert – Materialists" sogar Dakota Johnson den Kopf.
Eigentlich kann sich Pedro Pascal, 50, gar nicht so richtig erklären, warum er plötzlich auf der Wunschliste von fast jedem Filmemacher in Hollywood steht. Immerhin ist er schon seit über 20 Jahren im Filmgeschäft als Schauspieler unterwegs. Er spielte in den vergangenen zehn Jahren bereits in erfolgreichen Kinofilmen wie "Kingsman: The Golden Circle", "Wonder Woman 1984" und "Massive Talent" mit, außerdem in so prestigeträchtigen Serien wie "Game of Thrones", "The Mentalist" und "Narcos".
Aber der Karriere-Schub, den er in den letzten beiden Jahre erlebte, hat ihn dann doch sehr überrascht: "Gott sei Dank hatte ich das große Glück, schon einige Jahre zuvor von der Schauspielerei ganz gut leben zu können. Dass ich aber plötzlich so gefragt bin und mein Telefon kaum stillsteht, hätte ich mir nie träumen lassen", meint er lachend.
"Die Schule war der Horror"
Zunächst sah es danach aus, als würde er einfach in einer weiteren Serie seinen Job wieder so gut machen wie immer: In der auf einem Computerspiel basierenden Zombie-Serie "The Last of Us" spielte er in zwölf Folgen Joel Miller, den Beschützer eines Mädchens namens Ellie, das er quer durch die USA begleitet, um mit ihr ein Heilmittel gegen die Pilzkrankheit zu finden, die Menschen zu Zombies macht und schließlich vernichtet. Die erste Staffel lief ganz okay – die zweite ging dann durch die Decke. Fans und Kritiker waren von dieser neuen, ultimativen Zombie-Serie hellauf begeistert. Und Pedro Pascal war plötzlich mitten drin im Hype.
Es dauerte nicht lange, da wollte ihn Ridley Scott für seinen Kinofilm "Gladiator II" (2024) unbedingt als römischen General Acacius haben. Als mächtiger Acadius kämpft er zunächst leidenschaftlich gegen den jungen Gladiator, macht aber schließlich mit ihm gemeinsame Sache und hilft ihm, in Rom zwei tyrannische Zwillingskaiser zu Fall zu bringen. Und derzeit rettet Pedro Pascal in "The Fantastic Four – First Steps" als Mr. Fantastic höchstpersönlich – zusammen mit seiner Superhelden-Familie – die Welt. Diese Marvel Comic-Verfilmung bricht gerade sämtliche Rekorde an der Kinokasse. Weltweit spielte sie bis jetzt über 460 Millionen Dollar ein.

Was diese Filme eindrucksvoll belegen, ist Pedro Pascals Wandlungsfähigkeit als Schauspieler: Chamäleonartig geht er in den Figuren auf. So glaubt man ihm auch in seinem neusten Film, "Was ist Liebe wert – Materialists", sofort den charmanten, superreichen Womanizer, der sogar eine abgeklärte Dating-Expertin wie Dakota Johnson um den kleinen Finger wickeln kann. "Für mich war es sehr wichtig, diesem scheinbar so perfekten Mann mit der richtigen Dosis Menschlichkeit und Demut auszustatten. Ich versuche übrigens immer bei den Figuren, die ich spiele, den emotionalen Kern zu finden. Und dann von da aus den Charakter zu formen."
José Pedro Balmaceda Pascal wurde 1975 in der chilenischen Hauptstadt Santiago geboren. Er war neun Monate alt, als seine Familie vor der Militärdiktatur unter Augusto Pinochet floh und in Dänemark politisches Asyl fand. Schon bald zog die Familie in die USA, wo Pedro den Großteil seiner Jugend in Texas und dann im kalifornischen Orange County verbrachte.

Die Schule dort war, wie er sagte, der reinste Horror: "Ich war freundlich und wissbegierig, wurde aber oft als Immigrantenkind verspottet, was ich mir sehr zu Herzen nahm. Meine Mutter meldete mich schließlich an einer anderen Schule an, wo ich sogar Freunde fand. Das hat mir wahrscheinlich das Leben gerettet." Seine Familie unterstützte Pedro auch, als er seinen Traum, Schauspieler zu werden, in die Tat umsetzen wollte. Mit 19 ging er nach New York City, wo er an der renommierten Tisch School of the Arts ein Schauspielstudium absolvierte.
"Ich habe in Armut gelebt"
Der frisch gebackene, hochambitionierte Schauspieler war damals jedoch weit davon entfernt, an einem Theater unterzukommen oder für Film- und Fernsehproduktionen gebucht zu werden. Pedro Pascal brach seine Zelte deshalb in New York ab und ging nach Los Angeles. Doch auch dort stellte sich der herbeigesehnte Durchbruch nicht ein. Und dann hatte er noch einen schrecklichen Schicksalsschlag zu verkraften. Pedro war 24 Jahre alt, als sich seine Mutter das Leben nahm. Ihr Selbstmord warf ihn für lange Zeit total aus der Bahn.
"Das waren wirklich schwarze Monate", erinnert er sich heute, "und ich weiß wirklich nicht, woher ich die Kraft dazu nahm, weiter an meinen Traum von der Schauspielerei zu glauben. Ich bin dann trotzdem wieder zurück nach New York und habe dort als strauchelnder Schauspieler lange in Armut gelebt. Mit zum Teil fürchterlichen Gelegenheitsjobs hielt ich mich mehr schlecht als recht über Wasser und wäre wahrscheinlich trotzdem vor die Hunde gegangen, wenn mir einige Freunde nicht geholfen hätten, über die Runden zu kommen. Sie versorgten mich mit Lebensmitteln, luden mich regelmäßig zum Essen ein, steckten mir auch schon mal ein paar Dollar zu und fuhren mich sogar mit dem Auto ab und zu zum Casting. Ich war damals schon fast 30 und war mir eigentlich sicher, dass ich meinen Traum so langsam begraben sollte."

Doch das Schicksal meinte es endlich gut mit Pedro Pascal. 1999 kam er bei einem New Yorker Theater unter und noch im selben Jahr gelang es ihm, eine Mini-Rolle in der TV-Serie "Buffy – Im Bann der Dämonen" zu ergattern. Viele weitere TV-Serien folgten, darunter "Nurse Jackie" (2010), "Good Wife" (2011) und "Homeland" (2013). Neben Matt Damon und Emily Blunt hatte er dann eine kleine Rolle in dem romantischen Thriller "Der Plan" (2011). Große Hollywood-Filmstudios fanden schließlich Gefallen an ihm. Seitdem wurde er neben seinen Serienauftritten auch regelmäßig für Kinofilme gebucht. Mit Matt Damon stand er fünf Jahre später in dem Action-Fantasy-Film "The Great Wall" noch einmal gemeinsam vor der Kamera.
"Pedro ist sehr sensibel"
Im Laufe seiner Karriere hat Pedro Pascal auch unter seinen Kollegen treue Freunde gefunden. In der Zeit, als es ihm noch richtig dreckig ging, lernte er an der Schauspielschule die Schauspielerin Sarah Paulsen ("American Horror Story") kennen, die seitdem seine beste Freundin ist. Während er in New York Theater spielte, freundete er sich auch mit seinem Kollegen Oscar Isaac ("Dune") an. Und für Bella Ramsey, das Mädchen aus "The Last of Us", ist Pedro Pascal schlicht ein Seelenverwandter. Auch sein "Fantastic Four"-Co-Star Vanessa Kirby kommt bei Pedro Pascal ins Schwärmen: "Pedro ist sehr sensibel und hat diese offene Art und Bescheidenheit, die man selten bei Menschen findet, die derart im Rampenlicht stehen. Er ist eine wunderbare Mischung aus Freund und Beschützer. Ich will ihn in meinem Leben nicht mehr missen."

"Ich bin ein People Pleaser"
Auch in den sozialen Medien hat Pedro Pascal bereits die Herzen vieler Menschen erobert. Das ist umso bemerkenswerter, als er sein Privatleben sehr erfolgreich aus den Schlagzeilen der Boulevardpresse heraushält. Ist er verheiratet? Hat er eine Freundin? Hat er Kinder? Oder ist er schwul? Als ob es darauf ankäme! Nein, Pedro Pascal begeistert bei öffentlichen Auftritten vor allem durch seinen unwiderstehlichen Charme und eine Art Männlichkeit, die anziehend wirkt, aber nie auftrumpfend ist. Er hat Humor und nimmt sich selbst nicht so tierisch ernst. Was auch immer ein Zeichen von Intelligenz ist.
"Ich bin ein People Pleaser", gesteht Pedro Pascal mit einem fröhlich-entwaffnenden Lachen. "Ich fühle mich am besten, wenn sich die Leute um mich herum wohlfühlen und in meiner Gegenwart glücklich sind. Und ich vielleicht sogar etwas dazu beigetragen habe." Bei seinen Co-Stars Chris Evans und Dakota Johnson traf das auf jeden Fall zu. Für sie war Pedro Pascal während der Dreharbeiten zu "Was ist Liebe wert – Materialists" der Typ, mit dem man nicht nur jenseits der Kamera viel Spaß haben, sondern auch tiefe Gespräche über "Gott und die Welt" führen konnte, meint Chris Evans. "Da war ein Vertrauen und ein fast blindes Verständnis zwischen uns, das selten ist."
Ende November kommt schon sein nächster Film
Pedro Pascals Glückssträhne hält auch weiter an. Ende November kommt er mit der schwarzen Horrorkomödie "Eddington" ins Kino, in der er neben Joaquin Phoenix und Emma Stone die Hauptrolle spielt. Außerdem gibt es nächstes Jahr ein Wiedersehen mit ihm in dem neuen "Avengers"-Film, wo er neben Robert Downey Jr. wieder als Mr. Fantastic aufschlägt. Ein weiterer "Avengers"-Film mit ihm ist bereits in Planung.
Vor Kurzem gab es im Magazin "New Yorker" einen Cartoon, der zeigt, wie ein junger Mann bei einem Seelenklempner auf der Couch liegt und ihm offenbar gerade sein Herz ausgeschüttet hat. Der Therapeut sagt darauf: "Nein, das ist ganz und gar nicht komisch. Seit einer Weile erzählen mir viele, dass ihr Glauben an die Menschheit nur noch daran hängt, ob Pedro Pascal wirklich so nett ist, wie er scheint." Man ist gern geneigt, darauf mit einem klaren "Ja!" zu antworten.
Was ist Liebe wert – Materialists
R/D: Celine Song, Romantikkomödie, USA 2025, 117 Minuten.