"Grace of Moncao" mit Nicole Kidman: Fürstin als ungeliebte Rolle
Man kann es nennen wie man will, Pechsträhne zum Beispiel oder gehobene Periodizität des Schicksals. Aber in den besten Kreisen heißt es erhaben „Annus horribilis“ – Schreckensjahr. Denn da schaut die ganze Welt zu, und manchmal geht es ja wirklich auch um Größeres, wie beim Tod Lady Dianas 1997, der die britische Monarchie erschütterte. 35 Jahre zuvor war der Zwergstaat Monaco dran, dessen Fläche kleiner ist als die des MGM-Studios in Hollywood.
Es ist das Jahr 1962, in dem Regisseur Olivier Dahan, der schon Edith Piaf mit „La vie en rose“ einfing, alles verdichtet: Grace Kelly ist 32 Jahre, hat dem Fürstentum bereits mit der Geburt des Thronfolgers Albert ihre Pflicht getan. Aber sie ist nicht geliebt, wird von den Monegassen als Amerikanerin für ein Parvenue, wegen ihres kaum vorhandenen Französisch auch noch für ungebildet gehalten und in ihrer in sich gekehrten Art für arrogant. Sie – die Filmprinzessin aus reichem Ostküsten-Unternehmerhaus – ist seit sechs Jahren im Goldenen Käfig des streng protokollarischen Palasts. Sie denkt an Hollywood und Scheidung, überlegt, wie sie die Kinder hier herausschaffen kann – alles skandalös, ein Desaster.
Dann die Hoffnung: Fürst Rainier ist zwar cholerisch, ungeübt in Paargesprächen, will seine Frau aber nicht verlieren. Er erlaubt ihr gegen alle Wahrscheinlichkeit, Hitchcocks Angebot anzunehmen, „Marnie“ zu drehen. Aber eine Palastintrige sät Misstrauen, das Volk verbittet sich solche Eskapaden, Grace erkennt die Unmöglichkeit, bricht hinter ihrer Fassade zusammen: Grace Kelly „stirbt“ und steht als Gracia Patricia wieder auf: als Frau, die ihre fürstliche Rolle bis zu ihrem unaufgeklärten Tod 1982 perfekt spielt.
Sanfte Frechheit
„Grace of Monaco“ ist ein klassisch erzähltes Biopic, das viele Ebenen subtil miterzählt: die schwierige Vaterbeziehung, weil es Grace ihrem Daddy immer beweisen wollte, die Rettung Monacos durch Aristoteles Onassis, der das Spielbankwesen, wieder mit Grace’s Glamour ankurbeln will und der Rainier mit seinen Kontakten klug durch die französische Blockadepolitik schifft.
Bei alledem ist der Film aber etwas mutlos, weil er Grace Kelly zur makellosen Heiligen stilisiert. Wenn sie zuletzt auf dem Top-Society-Event des monegassischen Rotkreuz-Balls eine überzeugend-anrührende, politisch wichtige Rede hält, dann hätte sie – zurück am Tisch – Rainier vielleicht kurz zuzwinkern müssen: „Habe ich das nicht toll gemacht?“ Der Film hätte durch sanfte Frechheit interessante Brechungen erzeugen können. So ist er einfach schön anzusehen.
Nicole Kidman ist dabei in ihrer sanften Sprödheit eine passende Besetzung für diese Interpretation von Grace Kelly. Aber den Vulkan unter der blonden Engelsfassade, den Hitchcock wahrnahm, lässt der Film nicht durchglühen.
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