First Man - Aufbruch zum Mond: Die Kritik der Abendzeitung

Damien Chazelles Biopic über Neil Armstrong, den ersten Mann auf dem Mond, feierte in Venedig Premiere. Für die AZ war Adrian Prechtel vor Ort.
Adrian Prechtel |
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Ryan Gosling, hier als Neil Armstrong, stellte den Film "First Man" in Venedig persönlich vor.
2018 NBCUniversal Ryan Gosling, hier als Neil Armstrong, stellte den Film "First Man" in Venedig persönlich vor.

Damien Chazelles Biopic über Neil Armstrong, den ersten Mann auf dem Mond, feierte in Venedig Premiere. Für die AZ war Adrian Prechtel vor Ort.

Es ist ein Mehrfach-Déja-vu - und doch anders: Vor fünf Jahren zeigte Alfonso Cuarón als Eröffnungsfilm hier am Lido den Weltall-Film "Gravity" mit einer Frau (Sandra Bullock) am Schalthebel - und schwebte Richtung Oscar. Vor zwei Jahren eröffnete Damien Chazelles "La La Land" mit Ryan Gosling, der jetzt im Zentrum des diesjährigen Biennale-Auftakts steht: im Film "First Man - Aufbruch zum Mond", wieder von Damien Chazelle.

Aber diesem perfekten Weltraum-Film fehlt die Leichtigkeit. Was am Thema liegt: Es geht um die neun Jahre vor der ersten Mondlandung 1969 im Leben von Neil Armstrong (Gosling).

Wir erleben durch extremes Rattern und Rütteln, Material-Kreischen und Zündexplosionen das Physische der Astronautenmission, erleben den Tod einiger Freundes-Kollegen in den Testpilotphasen, werden in die politische Diskussion verwickelt, ob dieser Milliarden teure Raumfahrts-Wettlauf mit der Sowjetunion neben den Menschenleben auch sein Geld wert ist.

Gegenspiel der heutigen Verzweiflung

Und so blicken wir durch diesen Film zurück auf eine fortschrittsoptimistische Zeit: Sie ist ein Gegenspiegel unserer heutigen Verzweiflung über die Katastrophen, die der Mensch - auch durch seinen teuflischen Technikfortschritt - der Erde antut. Und so antwortet Gosling auf die Frage nach dem Sinn seiner Mission: Er habe von oben die unfassbar dünne und verletzliche Atmosphären-Schutzschicht unseres Planeten gesehen.

Einen entscheidenden Schwerpunkt aber legt Chazelle auf die Frage, was strikte patriotische, letztlich durchaus auch heldenhafte Pflichterfüllung aus Familien macht. Denn Armstrongs Ehefrau (Claire Foy) ist zu Hause zum Abwarten verdammt. Sie ist die zweite Identifikationsfigur, die bis zum Ende der 60er eine innere Emanzipation durchläuft - mit einem sanft gebrochenen Happy End.

Chazelle spielt auch auf Stanley Kubricks "2001 - Odyssee im Weltraum" an, die ein Jahr vor der Mondlandung das Kino in einen walzernden Space-Schwebezustand versetzte. Aber eine rein ästhetische, überelegante Weltraum-Feier will Chazelle auch gar nicht bieten.

Oscar-Chancen werden in Venedig diskutiert

Dass ausgerechnet jetzt Donald Trump da glorreich wieder anknüpfen will, wo die bemannte Raumfahrt noch Zukunftsversprechen war, anstatt die irdischen Probleme seriös anzugehen, hat Chazelle natürlich nicht wissen können, als er sein Filmprojekt begann.

Mit Chazelles Film wird wieder daran erinnert, wo zu allererst die Oscar-Chancen diskutiert werden: hier am Lido. Mit Guillermo del Toro ist jetzt der "Shape of Water"-Regisseur Juryvorsitzender, der letztes Jahr mit seinem Film als Weltpremiere das Festival eröffnete. Er verlangte in seinem ersten Statement, dass künftig Frauen in allen Positionen des Film-Business ebenso stark vertreten sein müssen wie Männer.

Am Abend bekam Vanessa Redgrave noch ihren Ehrenlöwen für das Lebenswerk. Und Rachel Weisz und Emma Stone werden heute in "The Favorite" von Yorgos Lanthimos für Unanständigkeit am Hofe von Queen Anne im England des 18. Jahrhunderts sorgen.

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